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für richtig. Am 13. Juni erklärt derselbe Gelehrte in der Deutschen Literaturzeitung es für unzweifelhaft, dass „in Bezug auf Themistokles ein Irrthum untergelaufen ist,“ gibt also zu, dass diese Geschichte nicht „aus den besten Quellen“ geschöpft ist. Und nachdem er anerkannt hat, dass es in der Schrift vom Staate der Athener an Anstössen nicht fehlt, bemerkt er zum Schlusse: selbst wenn diese Aporien, was er nicht glaube, unlösbar sein sollten, so sei es doch jetzt „noch viel zu früh, von Interpolation oder Unechtheit zu sprechen.“ Er hält es also wenigstens für möglich, dass im weiteren Gange der Untersuchung die nachgewiesenen Mängel die Frage der Unechtheit einmal dringend machen könnten.

Gomperz schrieb im Maihefte der Deutschen Rundschau (S. 220): „Er (Aristoteles) ist Quellenforscher wie irgend ein exakter Historiker der Gegenwart. Das Athenische Steinarchiv hat er eifrig ausgenutzt.“ S. 221: „Kein Detail ist so geringfügig, dass der Geist des Alles umfassenden Encyclopädisten es unter seiner Würde hielte, sich damit abzugeben.“ „So werden die Vorgänge, welche die Beseitigung des Areopages als eines politischen Factors herbeiführten, und bei welchen der geriebene Schlaukopf Themistokles, wie wir nunmehr sehen, eine wahre Odysseusrolle spielte, mit[WS 1] auffälliger Breite und augenscheinlich nicht ohne humoristisches Behagen erzählt.“ In seiner wenige Monate später erschienenen, bereits erwähnten Streitschrift gibt Gomperz (S. 19) zu, dass bei der Themistoklesanekdote dem Verfasser der umstrittenen Schrift eine chronologische Ungenauigkeit zur Last fällt. Allerdings lehnt er es ab, auf diese Ungenauigkeit näher einzugehen, oder mit anderen Worten, aus einer eingeräumten Thatsache eine Consequenz zu ziehen. Aber ganz vermag er sich dieser Consequenz doch nicht mehr zu verschliessen. Denn S. 7 findet er, dass persönliche Neigung dem Verfasser die Feder geführt habe, und erklärt es S. 27 für unbillig, wenn man erwartet, dass die Aristotelische Darstellung alles Wesentliche und nichts als das Wesentliche enthalte. Von einem „exakten Historiker“ erwartet man das heute allerdings. Wenn Gomperz diese Anforderungen in der Schrift vom Staate der Athener nicht verwirklicht findet, stellt er sie mithin nicht mehr, wie vor einem halben Jahre, auf die Höhe moderner historischer Arbeiten.

Die Ansicht, dass unsere Schrift nicht bloss den besten

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: mil
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_010.jpg&oldid=- (Version vom 24.2.2023)