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Dieses Bemühen verbindet sich in einer meist Albert dem Grossen beigelegten Schrift[1] mit einer sehr weitgehenden Anerkennung Arabischer Astrologie, namentlich des Abu Maschar, den man wegen seines Nachweises, dass die Geburt Christi von der Jungfrau in den Sternen vorgezeichnet gewesen sei, keineswegs tadeln dürfe; „nicht als wäre die Constellation die Ursache seiner Geburt, wohl aber die Verkündigung derselben; vielmehr war er selbst die Ursache, dass die Art seiner wunderbaren Geburt durch den Himmel verkündigt wurde.“ Und vollends der Englische Franziscaner Roger Bacon, der in kühner Vereinsamung Erkenntniss der Welt durch naturwissenschaftliche Arbeit forderte, bekennt sich, immer unter Verwahrung zu Gunsten der göttlichen Allmacht und der menschlichen Willensfreiheit, ganz offen zu der siderischen Bedingtheit aller Religionen. Sie sind entstanden unter den Conjunctionen Jupiters mit anderen Planeten, bei seiner Vereinigung mit Saturn die Chaldäische, mit der Sonne die Aegyptische, mit Venus die Muhammedanische und mit Mercur die christliche[2]. Man begreift, dass trotz der Gönnerschaft Papst Clemens’ IV. der experimentirende „Zauberer“ und verwegene Kritiker des Autoritätsglaubens schweren Anfechtungen nicht entgehen konnte. Aber mochten die einzelnen Orden ihren Gliedern die Beschäftigung mit den verborgenen Wissenschaften und die Abfassung von „Scripta curiosa“ erschweren oder verbieten[3], wir hören doch

    quod animus hominis inclinatur et dependet ad naturam et complexionem, sic etiam habet in eo vim constellatio, videlicet secundum quid et non simpliciter; aliter enim periret casus et liberum arbitrium et consilium“.

  1. „Speculum astronomiae, in quo de libris licitis et illicitis pertractatur“ (Alberti Magni Opera V, Lyon 1651, p. 686 ff.); die schon frühzeitig gegen Albert’s Autorschaft erhobenen Bedenken (vgl. Janus, Zeitschr. für Gesch. und Lit. der Medicin I, 1846, p. 138), sucht J. Sighart, Albertus Magnus (Regensburg 1857), p. 341 ff. zurückzuweisen; vgl. auch Jourdain in der Revue des quest. hist. XVIII, 139; Steinschneider in der Zeitschrift für Mathematik und Physik XVI, 357 (über die benützten Autoren); der Letztere erklärt sich dann gegen die Autorschaft Albert’s, aus dessen Zeit die Schrift jedoch stamme, in der Zeitschr. der Deutsch-Morgenl. Gesellsch. XXV, 386.
  2. Vgl. E. Charles, Roger Bacon (Paris 1861), p. 46 ff.; H. Siebert, R. Bacon (1861) p. 47 ff.; Saisset in der Revue des deux Mondes II, 34 (1861), p. 369.
  3. Vgl. Revue des questions histor. XXVI (1891), 124 f.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_041.jpg&oldid=- (Version vom 25.2.2023)