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Trithemius setzt den ersten Zeitraum der ersten grossen Periode von 2480 Jahren unter die Herrschaft des Orifiel-Saturn; es ist die culturlose „bestialische“ Zeit, worauf dann Anael, der Geist der Venus, die Anfänge verfeinerten Daseins, aber damit auch den Abfall von Gott und der „natürlichen Einfachheit“ heraufführt; Musik und Frauenliebe sind besondere Merkmale dieses Planeten. Zachariel-Jupiter lässt den Staat entstehen, Raphael-Mercur Schrift, Handel und Schifffahrt, Gabriel, der Engel des Mondes, die Städte, Michael, der Engel der Sonne, die Monarchie, während der fünfte Planet, Samael-Mars, seinem wilden, zerstörenden Charakter gemäss die Kriege hervorruft. Soweit verläuft alles in schönster Ordnung, bis auf die Sündfluth, die Trithemius erst dem Mars, dann aber mit grösserer Wahrscheinlichkeit dem Zeitalter des Mondes zutheilt. Schwieriger wird freilich die Wahrung der charakteristischen Einflüsse der einzelnen Planeten schon mit der zweiten grossen Periode (2725–245 v. Chr.). Am besten behaupten noch Orifiel-Saturn und Samael-Mars ihre Bedeutung; unter Saturn’s erster Regierung wird die Welt geschaffen, unter seiner zweiten der Babylonische Thurm gebaut, unter seiner dritten Christus geboren, während Mars erst die Sündfluth, dann die Zerstörung Trojas bringt und in seiner kommenden dritten Regierung gleichfalls wieder eine tief eingreifende Umwälzung hervorrufen wird. Das Interessanteste an der ganzen Eintheilung ist die Nothwendigkeit, in welche sich der astrologische Historiker versetzt sieht, die Erscheinung Christi aus ihrer beherrschenden Stellung in der Chronologie zu entfernen. Freilich erklärt es Trithemius für eine besonders „schöne Anordnung der göttlichen Vorsehung“ und für eine bedeutsame Bekräftigung seines Geschichtsbildes, dass der Weltschöpfung unter Saturn die Erlösung und Erneuerung der Welt unter seiner dritten Herrschaft entspreche; es sei damit gleichsam eine Rückkehr zur ursprünglichen Unschuld jenes ersten Saturnischen Zeitalters eingetreten[1]. Auch die Stiftung der Bettelorden unter der

    secundum influentiam superiorum disponuntur. Mens quidem libera est et influentiam astrorum non suscipit, nisi prae [!] nimium quod cum corpore habet commertium se inclinando affectum commaculet suum. Angeli enim, qui motores sunt orbium, nihil eorum, quae natura constituit, destruunt vel subvertunt.“

  1. „Nota, quam pulchra divinae providentiae ordinatio! Mundus sub
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_069.jpg&oldid=- (Version vom 26.2.2023)