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Er hatte A. Mitchell nach Berlin entsandt, welcher bereits vor einem Jahrzehnt und während des grösseren Theils des siebenjährigen Krieges der Vertreter Englands bei Friedrich d. Gr. gewesen und einer beissenden Bemerkung K. v. Saldern’s an Panin zufolge seit dieser Zeit „dem Preussischen Könige grenzenlos ergeben und in die Nothwendigkeit eines sehr engen Bündnisses zwischen England und Preussen vernarrt“ war[1]. Mitchell that auch in der That sein Bestes, um die ihm gestellte, schwierige Aufgabe zu lösen. Aber die Abneigung Friedrich’s gegen ein Bündniss mit England war unüberwindlich, und das beiderseitige Verhältniss blieb wie früher ein geschäftsmässig kühles.

Kein Wunder, dass unter diesen Umständen der Englische Premierminister enttäuscht und missmuthig vorläufig auf alle weiteren Allianzgedanken verzichtete, und dass die Versuche Panin’s, Grossbritannien zu einem wirksameren Werkzeug für seine Pläne zu machen, in London auf heftigen Widerstand stiessen.

Die Russische Regierung wünschte eine Allianz mit England aufs Lebhafteste. Aber den Preis, den man hierfür forderte, d. h. die Verzichtleistung auf den Türkischen Artikel, ohne welche Chatham sich unter keiner Bedingung zu der von Russland geforderten Subsidienzahlung an Schweden verstehen wollte, mochte und konnte man in Petersburg wegen der früher mit Preussen und Dänemark eingegangenen Verträge nicht zahlen. In einer Unterredung mit dem Englischen Gesandten Macartney äusserte Panin seinen lebhaften Unwillen über die „Knickerei“ (parsimony) der Engländer und erklärte, er werde sich nicht weiter um die Grossbritannische Regierung kümmern, sondern sein Nordisches System unabhängig von derselben so gut als möglich einzurichten suchen, wofern England noch länger bei seiner Weigerung beharre und dadurch ihn selber zur Subsidienzahlung an Schweden nöthige[2]. Allein auch diese Drohung verfehlte ihre Wirkung. Denn, anstatt sich einschüchtern zu lassen, versicherte das Englische Ministerium mit gut gespielter Entrüstung, Grossbritannien habe seine Uneigennützigkeit vollauf durch den Vertrag mit

  1. Depeschenfragment vom Januar 1767. Solovjev XXVII, 263.
  2. M. an Staatssecretär Conway, 12 /23. u. 20./31. October 1766. Sbornik XII, 279 f.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_076.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)