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günstigere Wendung, und October 1768 erklärte die Türkische Regierung der Russischen den Krieg[1].

Dieser Krieg im äussersten Süden Europas wurde für den Norden von eminenter Bedeutung. Denn dadurch, dass er den Petersburger Hof und seine Verbündeten nöthigte, ihre Aufmerksamkeit ausschliesslich auf den Südwesten des Russischen Reichs zu concentriren, gab er in Schweden das Signal zum Angriff auf den von Russland beschützten Senat.

In der Nacht des 8. November traf Modène in Stockholm ein und hatte sofort eine geheime Conferenz mit dem Kronprinzen, dem er den Inhalt der letzten Instructionen Choiseul’s vom 16. October mittheilte. Gern hätten Gustav und seine Freunde den Wünschen der Französischen Regierung gemäss sofort nach Eintreffen der Botschaft vom Ausbruch des Russisch-Türkischen Krieges „eine gewaltsame Revolution“ in Scene gesetzt und so der „Anarchie“ in Schweden ein Ende gemacht. Aber die Königin und die Führer der Hüte, welche noch vor wenigen Wochen am eifrigsten auf den Weg der Gewalt hingewiesen hatten, verfochten jetzt plötzlich ebenso hartnäckig die Ansicht, dass nur der Weg der Milde und der Unterhandlung mit den Gegnern zum Ziele führen könne, und so musste man schweren Herzens das seit einigen Wochen gänzlich über Bord geworfene Project der Erzwingung eines ausserordentlichen Reichstages wieder aufnehmen[2].

Am 12. December erschien Adolf Friedrich ganz unerwartet im Senat in Begleitung des Kronprinzen, forderte von neuem dringend die sofortige Einberufung eines Reichstages und fügte hinzu, er erwarte binnen drei Tagen einen definitiven Bescheid, widrigenfalls er die Regierung niederlegen werde. Die Reichsräthe baten nach Ablauf dieser Frist um eine weitere Bedenkzeit. Aber der König blieb unerbittlich, erklärte mit wenigen Worten, dass er den Senatsbeschluss als eine abschlägige Antwort ansehen müsse, dass demnach sein Thronentsagungsbeschluss perfect geworden sei, und – verliess mit schnellen Schritten den Sitzungssaal.

  1. Creutz an Ulrike, 23. August 1768. Fersen III, 378. Vgl. Tengberg S. 60.
  2. Gustav an Sinklaire, 15. November u. 11. December; an K. Scheffer, 9. November; Sinkl. an Gust. [Ende November?]. Gustavianska Papperen. Upsala Bibl. Vgl. auch Malmström VI, 56–62.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_085.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)