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Unter diesen Umständen hielt das Dänische Ministerium es doch für gerathen, den Bogen nicht noch straffer zu spannen. Die Rüstungen wurden erheblich langsamer als vordem betrieben, Gleichen empfing den Befehl, die Französische Note dahin zu beantworten, dass die bescheidenen Rüstungen in Kopenhagen keineswegs eine Beunruhigung Schwedens bezweckten, sondern rein defensiver Natur seien, und auch in Stockholm liess Bernstorff durch Juel feierlich die friedliche Gesinnung Dänemarks und dessen lebhaftes Interesse an der Freiheit und Unabhängigkeit des Nordischen Nachbarreichs betonen[1].

Den relativ besten Erfolg erzielten die Russischen Bestrebungen am Preussischen Königshofe. Schon Mitte Januar hatte Katharina, unter offenherziger Bekundung ihres Unwillens über die Schwedische Königsfamilie, die blindlings den Eingebungen Frankreichs gehorche, den Preussischen König aufgefordert, mit ihr „gemeinsame Sache“ zu machen, um die gefahrdrohende Nordische Krisis im ersten Keime zu ersticken und wenigstens das schlimmste Unheil von den „armen Schweden“ abzuwehren[2]. Natürlich entging es dem Scharfblick Friedrich’s nicht, dass die Gefahren, welche den Europäischen Mächten angeblich von Schweden her drohten, in Wahrheit nur „chimärische und unausführbare Projecte“ der Französischen Partei waren[3], und er beantwortete daher das kaiserliche Handschreiben in ausweichender Weise, indem er einerseits geschickt durchblicken liess, wie sehr es ihn schmerze, dass seine Schwester Ulrike, seiner wiederholten Ermahnungen ungeachtet, sich mit den Feinden Russlands verbündet habe, andererseits aber darzulegen suchte, dass Schweden, als „der am meisten derangirte und schwächste Europäische Staat“, durch blosse Drohungen und ohne jeden Geldaufwand von Preussen und Dänemark völlig im Schach gehalten werden könne[4]. Sicherlich hätte dieser Brief die von Friedrich erhoffte Wirkung auch ausgeübt, wäre er rechtzeitig nach Petersburg gelangt. Aber schon

    1751–70. S. 305–308. Kopenhagen 1887; Solovjev XXVIII, 93 u. Corr. minist. II, 381 Anm.

  1. Solovjev XXVIII, 93. Vgl. Cocceiji, 28. März u. „Déclaration à faire au gouvernement de Suède, Copenhague 18. mars“. Corr. minist. II, 393.
  2. Katharina an Friedrich, 16. Januar. Sbornik XX, 253.
  3. So schreibt er am 13. Februar an Cocceiji.
  4. Friedrich an Katharina, 14. Februar. Sbornik XX, 256 f.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_094.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)