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vor seiner Ankunft hatte die Russische Regierung auf Grund des Allianzvertrages vom 11. April 1764, welcher Preussen zur Auszahlung von 400 000 Rubeln bei einem Russisch-Türkischen Kriege verpflichtete, das Ansuchen nach Berlin gerichtet, dem Grafen Osterman die Hälfte der vertragsmässigen Summe zu übermitteln, und der Preussische König musste demnach mit Rücksicht auf seine hohe Bundesgenossin gute Miene zum bösen Spiel machen[1]. Genug, die verlangten Gelder wurden Anfang April durch Vermittlung der Berliner Bank an Cocceiji gesandt und von diesem unter Beobachtung der grössten Vorsicht[2] sofort dem Russischen Gesandten zur Verfügung gestellt[3].

Freilich kam diese Summe, deren Wichtigkeit Friedrich genügend in Petersburg hervorzuheben wusste[4], zu spät, um schon bei Eröffnung des Reichstags (19. April) von Nutzen sein zu können. Vielmehr begann die Session mit einem entscheidenden Siege der Anhänger Frankreichs bei den Sprecher- und Ausschusswahlen, so dass Osterman und seine Stockholmer Collegen sich die Frage vorlegen mussten, ob nicht die gemeinsame Uebergabe einer drohenden Note an die Schwedische Regierung das einzige Mittel zur Verhütung des Schlimmsten sei.

Wie wir wissen, hatte die ausweichende Antwort Cocceiji’s

  1. Friedrich an Cocceiji, 26. März. Dort heisst es freilich: „Je m’y suis prêté de bon coeur“.
  2. Cocceiji, 14. April: „La sensibilité de la Cour m’étant connue, c’est à elle particulièrement que je souhaite qu’il puisse demeurer caché qu’il y a de l’argent qui a passé par mes mains“. Friedr. an Cocceiji, 26. April: Nöthigenfalls solle er erklären, der Preussische König sei vertragsmässig zur Subsidienzahlung bei einem Russisch-Türkischen Kriege verpflichtet, und Russland könne das Geld gebrauchen „à quoi bon lui semble et à tel effet qu’elle juge convenir à ses intérêts“.
  3. Cocceiji, 11., 14., 18. u. 28. April; Friedr. an Cocceiji, 27. u. 31. März. – Cocceiji sollte die 200 000 Rubel „en espèces“ in 4 Raten bezahlen, jedesmal von O. eine Quittung begehren und die 4 Quittungen schliesslich gegen eine Generalquittung eintauschen. Letztere wurde von Cocceiji am 4. August übersandt, war aber keineswegs nach dem Geschmack des in Geldsachen überaus peinlichen Preussischen Königs, der eine andere forderte, „qui fût moins susceptible de chicanes“.
  4. Friedrich an Katharina, 9. April: „Le Cte. Osterman doit être muni par les envois que nous lui avons fait de sommes assez considérables pour contrebalancer celles que la France et l’Espagne y destinent“. Sbornik XX, 264.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_095.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)