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weise und massvolle“ Gegenerklärung zu pariren[1]. Aber die ruhige und vertrauensvolle Miene, welche man in Stockholm gegen Russland und Preussen zur Schau trug, war nur Verstellung. Denn in Wahrheit sah man den Ereignissen des kommenden Jahres mit lebhafter Unruhe entgegen, zumal die fortgesetzten kategorischen Friedensversicherungen des Petersburger Hofes durch dessen gleichzeitige energische Rüstungen zur See und zu Lande Lügen gestraft wurden.

Nur Gustav und sein Freund Ulrich Scheffer bewahrten in jenen kritischen Tagen den gewohnten Gleichmuth. Während man sich in Petersburg bereits eifrig um den Beistand Englands bei der für das Frühjahr 1773 geplanten kriegerischen Demonstration bezw. Action gegen Schweden bemühte, von einem nach Abschluss des Friedens mit der Pforte vorzunehmenden Einfall Russlands in Finland, Dänemarks in Schonen, Dalekarlien und Vermland, Preussens in Pommern träumte und die Wiedereinführung der Regierungsform von 1720 nur noch für eine Frage der Zeit ansah[2], während man in Kopenhagen die noch sehr im Rückstand befindlichen kriegerischen Vorbereitungen mit fieberhafter Eile nachzuholen trachtete und die schwärzesten Revanchepläne ausheckte, während man in Berlin gleichfalls mit der Mobilisirung einiger Regimenter begann, da man jede Hoffnung auf Erhaltung des Friedens verloren[3], – zu eben dieser Zeit sehen wir die Schwedische Diplomatie unermüdlich thätig, um die alten Bundesgenossen noch fester denn zuvor an die Seite Schwedens zu ketten, die Schachzüge der Gegner aber durch geschickte Gegenzüge zu vereiteln, und zwar theilweise nicht ohne Erfolg. So kam am 27. Februar eine Französisch-Schwedische Subsidienconvention zu Stande, laut welcher Frankreich drei Jahre hindurch, vom 1. Januar 1773 an gerechnet, je 800 000 Livres an

  1. Behnisch, 18. u. 22. December; die Schwedische Antwort auf die Russische Note bei Hjelt [Beilagen] S. 17 f.
  2. Vgl. Hjelt S. 124–31. – Panin an Osterman, 15./26. November [Russ.]: „Was Pommern angeht – – –, so wird dort alles von der Schnelligkeit der kriegerischen Bewegungen unseres Verbündeten, des Preussischen Königs, abhängen, auf den wir uns ganz gewiss mit voller Zuversicht verlassen können“. (Solovjev XXVIII, 391–94.) – O. theilte, wie schon erwähnt, diese Zuversicht keineswegs.
  3. Vgl. Odhner I, 218 Anm. 2, sowie Hjelt S. 140 u. 170.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_138.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)