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Danke ab. Allein die Art und Weise, in welcher seitens des Grafen Panin diese Ablehnung begründet wurde, liess klar genug erkennen, dass man in Petersburg den in dem Russisch-Preussischen Vertrage von 1769 vorgesehenen casus belli in Folge der Schritte des Schwedischen Königs allerdings für gekommen erachtete und nur aus äusseren Gründen vorläufig noch auf eine „Rectificirung“ des in Stockholm Geschehenen verzichten wollte, dass man hingegen durchaus nicht geneigt war, den Preussischen Monarchen auch in der späteren Zukunft von seinen Russland gegenüber eingegangenen Verpflichtungen zu entbinden[1].

Noch unverhüllter traten die Russischen Revanchetendenzen wenige Wochen später (12. Aug.) bei Erneuerung der Defensivallianz mit Dänemark zu Tage. Dieselbe enthielt nämlich einen besonderen Geheimartikel, in welchem die beiden Contrahenten sich zur Fortführung ihrer gegen Schweden gerichteten Rüstungen verpflichteten, um zu gelegeneren Zeiten auf dem Wege der Milde oder der Gewalt durch geeignete Massnahmen und mit Beistand des Berliner wie Londoner Hofes „die Dinge zur Wiederherstellung der Regierungsform von 1720 zu bringen“[2].

Hiermit sind wir am Schlusse unserer Betrachtung angelangt.

Ein neuer Abschnitt der Nordischen Frage war vollendet. Neugekräftigt war der kleine Schwedische Staat aus der drohenden

  1. In einer Note Panin’s (Beilage zu Solms’ Depesche vom 7. Mai) heisst es u. a.: Gern wolle man „rectifier ce qui a été fait en Suède“. Aber „dans le moment présent“ erscheine „toute explication à ce sujet“ mit dem Schwedischen Könige „hors de temps et susceptible d’un grand inconvénient, parceque dans les ouvertures et les éclaircissements, où il faudrait en venir, nécessairement il est à craindre de décéler l’intention déjà concertée entre l’Impératrice et S. M. Prussienne, de tenter par des voies amiables cette rectification et d’entamer une négociation pour cet effet“. Hjelt S. 200 Anm. 1.
  2. Russisch-Dänischer Allianzvertrag, Petersburg 1./12. August 1773, in: Danske Tractater 1751–1800. S. 365–72 (Kopenhagen, 1882). Der Geheimartikel enthält 7 verschiedene Punkte. Nr. 1 bezeichnet „l’état présent de la Suède comme donnant lieu dans toute son étendue au casus foederis“ von 1769; Nr. 3 lautet: „Les deux Alliés resteront tranquilles – – – jusqu’à la conclusion de la paix entre l’Empire de Russie et la Porte ottomane ou tel autre événement – – – qui sera jugé favorable pour tourner en négociation le redressement de ce qui a été fait en Suède“. In Punkt 6 behält sich Katharina vor, von den beiderseitigen Massnahmen „en son temps“ den Preussischen König zu benachrichtigen, „Lequel Se trouve dans des engagements formels vis-à-vis de S. M. par rapport aux affaires de Suède“.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_142.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)