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Die im Friedensvertrag vorgesehene Heirath zwischen Guy, dem Grafen von Flandern, und Isabella von Luxemburg kam wirklich zustande; aus der zweiten, in demselben Vertrag vorgesehenen Heirath dagegen wurde nichts, und zwar scheint man schon gleich beim Abschluss des Vertrages das Nichtzustandekommen dieser Heirath vorausgesehen zu haben. Durch eine weitere Urkunde, ebenfalls, wie die erste, von 1264, el mois de mai[1], verzichtet Heinrich V. gänzlich auf alle Ansprüche auf die Grafschaft Namür, und die ihm eventuell zu zahlenden 40,000 Pfund, wenn die Heirath nicht zustande käme: se defaute estoit de par mainsnée fille après Ysabel devantdite, tant comme ele ne seroit en la garde le conte de Flandres devantdit ou de la contesse, sa mère, ke ele ne preist à baron le devantdit fil le conte de Flandres dedens le demi-an après ce ke les persones seroient aagies et couvenables à mariage.

Wesshalb diese zweite Heirath nicht zustande kam, weiss ich nicht. Wohl aber scheint festzustehen, dass als Ersatz derselben bereits im folgenden Jahre die Heirath Heinrich’s VI. mit Beatrix von Avesnes, Tochter Balduins und Enkelin der Margaretha von Flandern, verabredet wurde. Aber während wir über den Friedensvertrag des Jahres 1264 vollständig unterrichtet sind, fehlen uns über diese neuen Verhandlungen fast alle Nachrichten; nur die oben erwähnte Urkunde vom 22. Mai 1265 gibt uns einige, doch nicht volle Kunde.

In dem Bündnisse zwischen Ferry, Herzog von Lothringen und Heinrich V. von Luxemburg, vom 8. März 1269, wird mit klaren Worten darauf hingewiesen[WS 1], dass Heinrich’s V. Sohn noch keinen männlichen Nachkommen hat. Besonders deutlich tritt dies hervor in der Gegenurkunde Ferry’s von demselben Datum: ancor est assavoir que Hanris, mes cousins, ne Walerans (se li contez li escheoit), ne sunt mie à moi alié encontre les homes liges mon oncle le conte de Lucembourc, denn es konnte Walram doch nur in dem Fall Graf von Luxemburg werden, wenn sein älterer Bruder Heinrich kinderlos starb.

Auch das Codicill zu seinem (verlorenen) Testament, das Heinrich V. am 14. April 1270, vor seiner Abreise zum zweiten Kreuzzuge Ludwig’s IX. von Frankreich machte, gibt keinen festen Anhaltspunkt für die Entscheidung der Frage, ob damals Heinrich VI. schon einen Sohn gehabt oder nicht. Schon Brosien[2] bemerkt indessen, dass er in demselben keinen Beweis für das Vorhandensein Heinrich’s VII. um 1270 sehen möchte. Nur geht aus diesem Codicill

  1. Wurth-Paquet, l. c., Nr. 265. Original zu Lille, B 101, Nr. 1380.
  2. Forsch. z. Deutschen Gesch. XV, 476.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: hingewissen
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_149.jpg&oldid=- (Version vom 27.2.2023)