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Commission, wie im Bericht der Commission (oben Nr. 247 a) erwähnt wurde, gelöst worden ist.

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Daneben sind die Nuntiaturberichte des 17. Jahrhunderts in Angriff genommen worden durch die dem Institut attachirten Stipendiaten Dr. Heidenhain und Dr. Kiewning. Ersterer hat sich nach Ueberwindung von allerhand Missgeschick der Zeit Paul’s V. zugewandt und bearbeitet zunächst die Berichte aus Oesterreich und Böhmen von 1604–9. Letzterer hat sich die Aufgabe gestellt, die Oesterr. Politik in der Zeit des Mantuan. Erbfolgekrieges und die in Deutschland sich daran anschliessende Entwicklung von 1628–34 zu verfolgen. Beide Publicationen sind auf je zwei Bände berechnet. Dr. K. hofft seinen ersten Band im Frühjahr 1893 druckfertig zu haben, während Dr. H. noch auf zwei Jahre rechnet. – Für die Arbeiten Dr. Heidenhain’s war es von grosser Bedeutung, dass die Bibliothek Borghese dem Vaticanischen Archiv einverleibt und dadurch zugänglich geworden ist, zumal da die vorhergegangene Inventarisirung Gelegenheit gab, sich genau über die Sammlung zu unterrichten. Vgl. unsere ausführlichere Notiz in Bd. 6 Nachrr. ’91, 406–8.

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Das Institut hat daneben in den beiden Jahren vielfach Gelegenheit gehabt, seiner weiteren Aufgabe durch Unterstützung der Arbeiten Deutscher Historiker zu genügen. Die Klage über Behelligung durch ungeeignete Ansinnen, die der Bericht vor 2 ½ Jahren aussprach, ist jetzt nicht mehr gerechtfertigt. Es waren alles ernsthafte, manchmal ziemlich weit ausgreifende wissenschaftliche Gesuche, gegen 50 im Jahr, die an das Institut gelangten und denen fast immer entsprochen werden konnte. Eine Anzahl von Forschern hat dann auch, eingeführt durch das Institut und in mehr oder minder nahem Zusammenhange mit ihm, längere Zeit in Rom gearbeitet. So im vorletzten Jahre: Major W. Bigge vom grossen Generalstab über die Belagerung Candias 1645–69 und über die kriegerischen Verwicklungen zw. Joseph I. u. Clemens XI. 1708–9; Dr. J. Kretzschmar für Brandenb. Prov.-G. u. üb. Invasionsprojecte geg. England z. Zeit Elisabeth’s; Archivar Dr. R. Arnold im Auftrage der Preuss. Archivverwaltung über die Beziehungen Preussens zur Curie seit dem Grossen Kurfürsten; Dr. J. Kaufmann aus Wertheim für die Dtn. Reichstagsacten des 15. Jh.; Dr. M. Stern über G. der Juden; A.-Rath Dr. H. Grotefend für Mecklenburgische G.; im letzten Jahre: der grhzgl. Badische A.-director F. v. Weech für Badische G.; Dr. Joh. Haller aus Reval über die Anfänge des Baseler Concils; Dr. F. Wagner aus Hamburg für Hamburgische und Herr G. Ed. Müller aus Kronstadt für Siebenbürgische G.

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Ein grosser Theil der Deutschen Historiker, die bisher das Vatican. Archiv benutzt haben, verfolgte provinzialgeschichtl. Studien, und von verschiedenen Seiten waren weitere derartige Arbeiten in Aussicht genommen. Dabei macht sich der entschiedene Uebelstand geltend, dass das Material zum grossen Theil in den Registerbänden steckt, die jeder Provinzialforscher wieder von vorn bis hinten durchsehen muss. Diesem Uebelstande will nun das Institut versuchen abzuhelfen. Dasselbe hat auch sonst schon, wie in der Bibliothek Borghese, begonnen, allgemeinere Orientirungsarbeiten ohne unmittelbare Rücksicht auf die eigenen

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_176.jpg&oldid=- (Version vom 28.2.2023)