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Verwerthung der auswärtigen Archive and Bibliotheken für neuere Deutsche Geschichte. Im Vorworte zum 3. Bande seiner G. Karl’s V. entwickelt Herm. Baumgarten den Gedanken, dass es nöthig sei, für die Erschliessung der Quellen der anderthalb Jahrhunderte von Maximilian I. bis zum Westf. Frieden endlich in grossem Massstabe Fürsorge zu treffen. Da die zunächst berufene Wiener Akademie diese besonders für Karl’s V. Zeit dringende Aufgabe nicht scheine übernehmen zu wollen, falle es dem Reiche zu, in diese Lücke zwischen den Monumenta Germaniae und neueren Preussischen Unternehmungen einzutreten. Es wäre dagegen nun vielleicht einzuwenden, dass doch wenigstens ein erheblicher Theil dieses Gebietes das besondere Arbeitsfeld der Münchener Histor. Commission in ihren Reichstagsacten und Wittelsbacher Correspondenzen bildet und dass ein anderer Theil sich vortrefflich zu provinzialen und localen Publicationen eignet. Immerhin aber bleibt ein bedeutender reichsgeschichtlicher Stoff besonders in auswärtigen Archiven zu heben, und in diesem Zusammenhang regt Baumgarten noch einen anderen Gedanken an, der gewiss sorgsamste Beachtung verdient. Aehnlich wie schon seit langer Zeit England und Belgien, neuerdings auch Holland und Frankreich, Arbeiter aussenden, um alles, was sich in den Archiven und Bibliotheken Europas für ihre Geschichte findet, verzeichnen zu lassen, so solle es auch seitens Deutschlands für unsere neuere Geschichte geschehen, und der nächste Schritt dazu würde sein, dass man den grossen Botschaften in London, Paris und Madrid historische Kräfte beigäbe, gleichsam histor. Attachés neben den militärischen und technischen, welche den Auftrag erhielten, die Anfragen Deutscher Forscher zu beantworten und die von ihnen gewünschten Abschriften oder Auszüge zu erleichtern. In Rom ist dafür ja schon von Staats wegen gesorgt durch das Preussische Historische Institut. Aehnliche Einrichtungen, auch in erheblich geringerem Umfange, und ohne die in Rom vorherrschenden directen Publicationsabsichten würden ohne Zweifel in Paris, London und Madrid der Deutschen Geschichtswissenschaft die allerwichtigsten Dienste leisten können.

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Unterrichtsreform. In Preussen ist durch die bekannte Siebenercommission eine neue Prüfungsordnung für Gymnasiallehrer ausgearbeitet worden, die voraussichtlich bald publicirt werden wird. Im Anschluss daran soll u. a. für die Studirenden der Geschichte ein Universitäts-Studienplan aufgestellt werden. Verschiedene Fachgenossen sind, wie es heisst, aufgefordert worden, ihre Ansicht über die zweckmässigste Einrichtung eines solchen mitzutheilen. Dieser Studienplan soll selbstverständlich nur ein Rathgeber für die Studirenden sein und keineswegs mit obligatorischer Geltung die Studienfreiheit einschränken. Auch in dieser Begrenzung aber kann die Lösung der Aufgabe, die das Ministerium sich gestellt hat, von allergrösster Wichtigkeit für die Entwicklung der historischen Studien in Deutschland werden. Es wäre dringend zu wünschen, dass Prüfungsordnung und Studienplan, ehe sie in Kraft treten, noch der öffentlichen Beurtheilung unterbreitet werden.

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In Hessen hat eine Schulconferenz, die am 27. u. 28. Mai in Darmstadt tagte, speciell hinsichtlich des Geschichtsunterrichtes gegenüber dem

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_184.jpg&oldid=- (Version vom 28.2.2023)