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Zu Hauptsteinen des Anstosses werden aber die Frage der Wiederherstellung der Catalanischen Privilegien und die Ausstattung der Orsini. Der Kaiser verwirft die letztere nur darum so sehr, weil er dadurch das erstere zu erhalten hofft. Aber das war ein Ding der völligen Unmöglichkeit. Es fehlte damals Ludwig XIV. thatsächlich die Möglichkeit, seinen Enkel zu einer derartigen Bestätigung zu zwingen, ein Bestehen darauf Französischerseits hätte den ungünstigsten Eindruck in Spanien hervorrufen müssen, den bestehenden Hass gegen Frankreich noch vergrössert[1]. Es wäre für ein junges Königthum ja auch misslich gewesen, den beherzten Widerstand eines Theils seiner neuen Unterthanen gewissermassen zu belohnen. Am liebsten hätte Ludwig die Ordnung dieser Fragen einem besonderen Frieden zwischen Karl VI. und Philipp V. überlassen; gerade das wollte man in Wien vermeiden, nicht um die Welt durch einen Frieden Philipp V. in seinem Besitze bestätigen und anerkennen.

Während Villars fortwährend von seinem Hofe bestimmte Weisung erhielt, den Frieden bald zu unterzeichnen[2], wurde Prinz Eugen in seiner Haltung belobt. Und als er, des unfruchtbaren Streites müde, meinte, es müsse endlich zum Schluss oder Bruch kommen, da war die Wiener Conferenz derselben Ansicht, schränkte sie aber dahin ein, dass der Bruch kein irreparabler sein sollte; dass der Prinz die Verhandlungen wohl unterbrechen, aber nicht abbrechen dürfe. Die Abreise des Prinzen von Rastatt als letztes Pressionsmittel auf Villars wurde gutgeheissen[3]. Hier war man endlich so weit gekommen, um am 14. Januar ein bestimmtes Friedensproject auszuarbeiten und den Höfen von Wien und Paris einzusenden. Man war freilich noch nicht ganz in Uebereinstimmung gekommen und hatte einige Streitpunkte auf den schliesslich noch abzuhaltenden Congress verwiesen. Bezüglich der Hauptsache – Catalanen und der Princesse – hatten die Unterhändler sich geeinigt, beides anzunehmen. Villars triumphirte abermals; er hielt den Abschluss für selbstverständlich, zugleich für äusserst günstig. Es folgte die dritte Enttäuschung, vielleicht die ärgste.

  1. Courcy, L’Espagne après la paix d’Utrecht 34–48; Baudrillart, Philippe V. et la cour de France I, 527 ff.
  2. Courcy II. 184.
  3. Conf.-Prot. vom 9. Jan. 1714.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_296.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)