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das Project einer Eroberung von Siciiien war ja nicht aufgegeben, sondern nur verschoben worden. Ebenso hätte der Krieg mit Spanien leichtlich fortgesetzt werden können, um so mehr als der Kaiser sich auch das Recht Vorbehalten wollte, Barcelona möglichst zu unterstützen. Es konnte aber unmöglich im Sinne des Königs von Frankreich liegen, alsbald in Italien einen neuen Krieg entstehen zu sehen, der seine Intervention wohl oder übel wieder geheischt hätte; es war eine ganz kurzsichtige Politik – und nebenbei gesagt auch keine aufrichtige – wenn man in Wien noch immer meinte, endlich doch ungestört über den Herzog von Savoyen herfallen zu können. Und war Ludwig XIV. auch nicht im Stande, den Frieden zwischen dem Kaiser und Spanien zu erzwingen, wenigstens der offene Krieg sollte verhindert werden.

Contades hatte daher auf Abänderung der betreffenden Punkte im Sinne der Französischen Politik zu bestehen; die Eingangsklausel sollte fallen, der Besitz des Kaisers in Italien auf die Provinzen beschränkt bleiben, welche gegenwärtig thatsächlich in seiner Hand waren. Das waren unerlässliche Bedingungen; im übrigen hatte der König, wie schon erwähnt, nachgegeben; ja selbst der Titel „Majesté Catholique“ war zugestanden, mit Hilfe der Anfügung einer Klausel, welche besagen sollte, die Titel seien ohne Präjudiz für Rechte und Ansprüche gebraucht. Von jenen Punkten aber sollte Contades, der direct zum Prinzen Eugen reiste, die Wiederaufnahme der Verhandlungen abhängig machen. Es ist beinahe ergötzlich zu lesen, mit welcher Aengstlichkeit Villars den Boten nach Stuttgart sendet, in Sorge, der Prinz werde die angebotenen Aenderungen zu geringfügig finden, ahnungslos, dass der Wiener Hof auch noch mehr nachzugeben bereit gewesen wäre. Es ist daher auch eine gewaltige Ueberschätzung der Mission Contades’, wenn seiner Eloquenz das Hauptverdienst zugeschrieben wird, den Prinzen überzeugt zu haben[1]; es war das der Moment, in welchem der letztere es geradezu für unverantwortlich erklärte, einen solchen Frieden abzulehnen[2].

Am 28. Februar beginnt die zweite Phase der Rastatter Verhandlungen, die im kurzen Zeitraume einer Woche bereits

  1. Courcy II, 246–7.
  2. Prinz Eugen an den Kaiser 24. Febr.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_301.jpg&oldid=- (Version vom 10.3.2023)