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die Zeit vom Uebergange der antiken Kunst in die christliche; die Blüthezeit dieser Kunst falle in das 6. Jahrhundert, ihr Anfangs- und Endpunkt bedürfe aber noch genauerer Untersuchung). Die Ansicht Strzygowski’s aber, der Parthenontempel sei zuerst in eine Kirche der hl. Sophia und zwar 435, erst später 662 in die der Gottesmutter verwandelt worden, wird wohl kaum Anklang finden. Nach den Ausführungen von Gregorovius und von Neroutsos, welcher mit Recht die Unzuverlässigkeit des Jesuiten Babin und der bekannten einschlägigen Inschrift des Pittakis betont, die man aus verschiedenen Gründen für eine dreiste Fälschung wird ansehen müssen, scheint mir diese Frage in anderem Sinne erledigt.

Der Titel „Oekumenischer Patriarch“ für den Metropoliten von Byzantion war seit dem Concil von Chalcedon ein Zankapfel zwischen ihm und dem Papste. Eine Phase dieses für die Geschichte der Kirchentrennung doch nicht so unwichtigen Streites beleuchtet eine anonyme Abhandlung[1], während G. Laskin eine Geschichte des Byzantinischen Reiches in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts, besonders unter der Regierung des Kaisers Heraklios, geschrieben hat[2]; doch höre ich, dass die Arbeit von keiner grösseren Bedeutung sei.

Hingegen liegt für die Geschichte des 8. Jahrhunderts eine nicht bloss für den Theologen interessante Leistung in einer Arbeit Schwarzlose’s über den Bilderstreit vor[3], eine Episode der Byzantinischen Geschichte, die in ihrem innersten Wesen bisher noch nicht aufgeklärt ist. Die Profanhistoriker drangen zu wenig in die religiöse und kirchliche Seite dieser Erscheinung ein, den Kirchenhistorikern war meist der Blick durch dogmatische Einseitigkeit getrübt, sie widmeten der politischen Seite zu wenig Aufmerksamkeit. Eine neue Auffassung des Bilderstreites begann mit Geizer, seitdem er die allerdings in ihren Einzelheiten zu wenig begründete Meinung aussprach, derselbe sei eine Art von Culturkampf gewesen. Der kritische Theologe Harnack formulirte dann die Frage noch etwas schärfer, indem er das Stichwort hinwarf, der Bilderstreit sei ein Kampf der Griechischen Kirche um ihre Freiheit und ihre Eigenart. Dies wurde der Wegweiser für Schwarzlose’s Arbeit. Dieselbe zerfällt

  1. A. L., Streit üb. d. Titel „ökumen. Patriarch“ zw. P. Gregor d. Gr. und d. Patr. v. Constantinopel Johannes. (Vortrr. in d. Ges. v. Freunden geistl. Bild. 1890, I, 67–93. Russisch.)
  2. Heraklios; das Byzant. Kaiserreich in d. 1. Hälfte des 7. Jahrh. Charkow, 1889. xl 160 p.
  3. Der Bilderstreit, ein Kampf der Griech. Kirche um ihre Eigenart u. um ihre Freiheit. Gotha. 1890. 266 p.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_328.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2023)