Seite:De DZfG 1892 08 335.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

des Kirchenvereinigungsversuches des Kaisers Michael VIII. Paläologos dargestellt[1].

Eine wichtige Erscheinung auf dem Gebiete der neueren Griechischen Geschichte ist eine Schrift von Spyridon Lampros, Professor der Geschichte in Athen, über den bekannten nationalen Helden der Griechen, der den Gedanken der Befreiung vom Türkenjoche zuerst ins Werk zu setzen versuchte, Rhigas Pheräus, oder, wie er sich selbst stets nannte, Belestinles[2]. Die kleine Bibliothek von Schriften über das Leben dieses wegen seines tragischen Endes von den Griechen fast vergötterten Mannes, die noch jüngst durch ein Englisches Werk[3] vermehrt wurde, erhält durch dieselbe einen Zuwachs, der von hoher Bedeutung für die Biographie des Rhigas ist. E. Legrand in Paris fand nämlich unlängst im Wiener Archiv den grössten Theil der Acten auf, die seiner Zeit am Ende des vorigen Jahrhunderts in der Untersuchung über die in Wien entdeckte Verschwörung des Rhigas behufs Befreiung Griechenlands von der Herrschaft der Türken geführt worden waren. Diese Actenstücke, bisher unbekannt und unbenutzt, hat Lampros kürzlich im Auftrage der historischen und ethnologischen Gesellschaft Griechenlands nach der Abschrift Legrand’s in Griechischer Uebersetzung herausgegeben, an demselben Tage, an welchem er in einer Sitzung der philologischen Gesellschaft Parnassos auf Grund der Documente einen Vortrag über Rhigas’ Leben hielt. Diesen Vortrag, mit einer reichen Fülle von Noten versehen, bietet die vorliegende Schrift dar, deren Inhalt wegen des vielen neuen und interessanten, in ihr verwertheten Materials wohl verdient, den Lesern dieser Zeitschrift zur Kenntniss gebracht zu werden. In Kürze sei auf die hauptsächlichsten neuen Thatsachen, die sich aus dem Actenfascikel ergeben, hingewiesen. Die bisherigen Angaben über das Geburtsjahr Rhigas’ werden alle hinfällig, nach seinen eigenen Aussagen ist Rhigas 1757 geboren. Sodann erfährt man, mit welch’ planmässiger Consequenz Rhigas in den Einzelheiten vorging, nachdem er einmal den Befreiungsgedanken gefasst hatte. Im Verein mit einigen eingeweihten, in Wien lebenden Freunden veranlasste er Uebersetzungen einer Anzahl Französischer,

  1. Zu Marcus Eugenicus v. Ephesus. (ZKG 12, 91–116 u. Z. f. wiss. Theol. 34, 325 ff.)
  2. Ἀποκαλύψεις περὶ τοῦ μαρτυρίου Ῥήγα μετὰ εἰκόνων καὶ πανομοιοτύπων. Athen, Hestia. Leipzig, Harassowitz. 1892. 156 p. Rhigas nannte sich nach Belestine in Thessalien, sein Geburtsort ist das alte Pherä.
  3. Am. Edmonds, Rhigas Pheraios the Protomartyr of Greek Independence; a biogr. sketch. London, 1890.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_335.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)