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Arbeitsplan, im wesentlichen nach dem Heidelb. Protokoll v. 28. Dec. 1890 (s. Nachrr. ’91, 20–24), und beschloss auf Grund des von den Dirigenten für 1892/93 aufgestellten Arbeitsplanes die gleichzeitige Inangriffnahme von 11 grösseren, zusammenhängenden Theilen des Limes („Strecken“), für welche als Streckencommissare aufgestellt wurden: Gutsbesitzer F. Winkelmann in Pfünz, Dr. med. Eidam in Gunzenhausen, Apotheker W. Kohl in Weissenburg a. S., Major a. D. Steimle in Stuttgart, Prof. E. v. Herzog in Tübingen, Mus.-Assistent Dr. K. Schumacher in Karlsruhe, Kreisrichter a. D. W. Conrady in Miltenberg, Prof. Dr. G. Wolff in Frankfurt a. M., Fr. Kofler in Darmstadt und Baumeister L. Jacobi in Homburg. Der hier noch nicht berücksichtigte, die Rheinprovinz durchziehende Theil des Limes wurde von den Dirigenten vom 15.–17. Oct. in Augenschein genommen; auf dieser Strecke sollen die Arbeiten i. J. 1893 unter Prof. G. Loeschcke in Bonn als Commissar begonnen werden.

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Die Arbeiten auf den genannten Strecken wurden, theilweise schon im Juli, in grösserem Umfange um Mitte August, in Angriff genommen. Besonders weit gefördert ist die Festlegung des Limes durch Kohl auf Strecke 3 (Württemb.-Bair. Landesgrenze–Dambach), durch Steimle auf Strecke 4 (Bruckwanger Hof–Lorch), durch Schumacher auf Strecke 6 (von der Württembergischen Grenze bis Osterburken), durch Conrady auf Strecke 7 (Hönehaus–Walldürn) und durch Kofler auf Strecke 10 (Grauer Berg bis Langenhain). Es wurde u. a. von Steimle nachgewiesen, dass die Steinmauer unweit des Röthenbachthales ein Ende erreicht, zugleich aber auf der 6. Strecke unzweifelhaft festgestellt, dass der Germanische Erdwall jenseits des Kirnachthales auf dem nördlichen Theil der Osterburkener Gemarkung eine Weile wieder als Mauer läuft. Die bisher meist als richtig angenommene Behauptung, in Rätien bestehe der Limes aus einer Steinmauer, in Obergermanien aus einem Erdwall, ist also in dieser Unbedingtheit jedenfalls unrichtig.

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Nicht weniger als 26 Castelle und Zwischencastelle wurden bearbeitet, die bis auf 5 in diesem Jahre vollkommen fertig gestellt wurden. Die Castelle zu Butzbach und Langenhain, die bis jetzt nur vermuthet waren, wurden wirklich aufgefunden; bei Oehringen und Neckarburken wurde wider Erwarten neben den bisher bekannten Castellen noch je ein zweites entdeckt. Zu Tage gekommen sind u. a. interessante Erweiterungsbauten, Materialien zur Erkenntniss der Innenbauten, Inschriften und Militärdiplome, die über Namen, Besatzung und Alter der Castelle Aufschluss geben.

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Von den bürgerlichen Niederlassungen, welche bei den Castellen zu liegen pflegen, wurde nur die bei dem Castell Pfünz (bei Eichstätt) einer umfangreicheren Grabung unterzogen; da diese sich als ausserordentlich lohnend erwies, wird sie im nächsten Jahre fortgesetzt werden und nach ihrer Beendigung zweifellos ein sehr instructives Bild einer Römischen Lagerstadt bieten.

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Zur möglichst raschen Veröffentlichung der Berichte der Streckencommissare hat der Ausschuss ein officielles Organ gegründet, das „Limesblatt“, welches bei Lintz in Trier 5–6mal jährlich in der Stärke von

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_347.jpg&oldid=- (Version vom 1.3.2023)