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einem Jahrzehnt, während dessen er sich vielfach in Vorträgen mit neuester G. beschäftigt hatte, das aus diesen Vorträgen erwachsene, seine Wirksamkeit abschliessende Buch: „Gründung d. Dt. Reiches“, eine G. der Jahre 1859–71, die er selbst wie eine Art Vermächtniss scheint angesehen zu haben. – Das Verhältniss der Historie zur Politik und verwandte methodische Fragen haben ihn in einer Reihe kleiner Abhandlungen beschäftigt: Ueber Methode und Auffassung der histor. Forschung (1868); Ueber die Objectivität des Historikers (1882); G. u. Politik (1884). Eine entschiedene polit. Auffassung, die, von lebendigem Interesse an den Ereignissen der Gegenwart und besonders am Preussischen Staatswesen stark beeinflusst, überall mit dem nationalen Gedanken und mit der Ausbildung einer kraftvollen, wenn nöthig auch rücksichtslosen monarchischen Staatsgewalt besonders lebhaft sympathisirte, darüber wohl andere mehr innerliche und allgemein humane Momente der Culturentwicklung zurücktreten liess, kam in der histor. Forschung dieses im eminenten Sinne polit. Historikers stark zur Geltung. Hier lag, wenn wir nicht irren, seine Stärke und zugleich seine Schwäche, – von jenen Aufsätzen zur G. Otto’s I. an, durch die er in die Sybel-Ficker’sche Discussion über die Auffassung der mittelalterl. Kaiserpolitik eingriff, bis zu dem letzten Buche über die Gründung des Dt. Reiches. M. besass, wie übereinstimmend berichtet wird, in hervorragendem Masse die Gabe, seine Anschauungen auch persönlich zu vertreten und einen starken Einfluss auf Schüler und Zuhörer auszuüben; er entfaltete deshalb eine bedeutende Wirksamkeit nicht nur als akad. Lehrer, sondern auch in seinen Vorträgen für ein grösseres Publicum.

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Am 4. Nov. in Berlin, 44 J. alt, Oberlehrer Dr. Herm. Preiss, Verf. von geschichtl. Lehrbüchern.

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Am 31. Oct in Aarau E. L. Rochholz, Prof. an der Cantonsschule und Conservator der Alterth.-Sammlung, 83 J. alt. Er hat die Zeitschrift „Argovia“ (vgl. Bibliogr. Nr. 2327) und das Taschenbuch der Hist. Ges. des Cantons Aargau begründet und ist auf dem Gebiete der German., besonders Schweizerischen Sagen-G. literarisch sehr thätig gewesen. Es seien nur genannt: Schweizersagen aus dem Aargau (2 Bde. 1856), Naturmythen (1862), Dt. Glaube u. Brauch im Spiegel der heidnischen Vorzeit (2 Bde. 1867), Drei Gaugöttinnen als Dt. Kirchenheilige (1870), Die Schweizerlegende von Bruder Klaus v. Flüe nach geschichtl. Quellen u. polit. Folgen (1875), Die Aargauer Gessler, 1250–1519 (1877), Tell u. Gessler in Sage u. G. (1877), Wanderlegenden aus der Oberdt. Pestzeit 1348–50 (1887). Die Aargauer Weisthümer edirte R. im 9. Bd. der „Argovia“, 1876.

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Am 9. Sept. in Halle der Publicist Walter Rogge, 69 J. alt, Verf. von Werken z. G. d. 19. Jahrhunderts, wie „Parlamentar. Grössen“ (1851), „G. Oesterreichs von Vilagos bis zur Gegenwart“ (1872–73) etc.

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Am 22. Sept in Schweidnitz Prof. Dr. Jul. Schmidt, ehem. Prorector des dortigen Gymnasiums, Schlesischer Provinzial-Geschichtsforscher.

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Am 23. Oct. in Göttingen der Nationalökonom Geh.-R. Prof. Ad. Soetbeer. Er galt bekanntlich als erste Autorität auf dem Gebiete der theoret. Münzkunde, speciell der Währungsfragen. Diesen Fragen, auf

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_373.jpg&oldid=- (Version vom 4.3.2023)