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Ostengland kam der Kaufmann von Elbe und Ostsee empor, während in London der Rheinländer überwog. Die Hansekontore (zu Lynn, Boston, York, Hull, Norwich, Yarmouth, Ipswich und Bristol) standen, wie es scheint, unter der Londoner Dt. Gildhalle. Getreide kaufte England damals nur bei Missernten; es verkaufte namentlich Wolle für Flandr. Weber, ferner Fettwaaren, Häute, Zinn, Silber, Blei, Salz und wenig Kohle, alles meist durch fremde Händler. 1277 verschifften 29% aller Wolle Norditaliener und nur 11% Deutsche. Edward I. erhöhte zwar den Zoll, regelte aber das Schuldrecht und verlieh allen Fremden fast völlige Handelsfreiheit zu Ungunsten der Engl. Aussenhändler. Sofort blühte die Hanse auf, doch blieb Staatsbanquier noch der Lombarde. Unter Edward’s II. Schwäche verdrängte der Engl. Bürger 1311 jene Charta mercatoria, im Hass nicht bloss gegen Wettbewerb durch Fremde allgemein, sondern gegen die Romanen insbesondere: noch errangen damals Deutsche Londoner Bürgerrecht. Die Hanse bildete daher nun, anfangs ohne Rücksicht auf jene Charta, ihre älteren Vorrechte weiter, gab für Edward’s III. Interesse Geld schon 1326, half ihm (mit den Fürsten Nordwestdeutschlands) gegen Frankreich und stieg, da 1345 die Florentiner fallirten, zum Engl. Staatsbanquier. Seit 1332 berief sie sich auch wieder auf die Charta mercatoria, die dann neben dem Privileg von 1317 für zwei Jahrhunderte Hans. Sondervorrecht wurde. – Kunze entwickelt ähnliche Gedanken auch in Einleitung zu „Hanseakten aus Engl. 1275–1412“, die ich DLZ ’92, 1493 rühmte. Vgl. Stieda, Hans. GBll. ’89, 222; CBl. ’91, 1190. – Ders. berichtet über diese (von Riess angelegte) Sammlung in Nachrr. Hans. Gesch.Vereins 18, ix. – Ders. verbessert zu 0J. B. Schepers, Groningen als Hanzestad (Gron. ’91) DLZ ’92, 227 die Bemerkungen über den Hans. Handel mit England. – L. Brock, zeigte Edward’s II. Siegel zum Abstempeln der Wollballen in Essex, Ath. 17I91, 91. – 0Th. Thoroddsen, Landfræđis saga Islands, behandelt sorgsam auch Islands Beziehung, besonders den Handel, [s. unten „Stadt“: Lynn], mit England. [Freundl. Mitth. K. v. Maurer’s; vgl. DZG 8, 160.] – Ferneres s. „Handel im 14. Jh.“.

Anglofranzös. Predigt um 1300. Bozon publ. par L. T. Smith [welche die Hss. abschrieb] et P. Meyer: Nachtrag zu DZG 4, 160; VII E75. Beide Hss. sind von etwa 1350; die von Gray’s Inn gehörte im 15. Jh. den Minoriten zu Chester. Bozon citirt Beda und Gestez Charles (d. i. wenigstens mittelbar Pseudo-Turpin), benutzt Math. Paris und eine Engl. Fabelsammlung, die mit Marie de France gleiche Quelle hatte, und streut eine Reihe Engl. Wörter und Sprichwörter ein [vgl. Index: Anglais; proverbes]. Laut vieler Parallelen mit gleichzeitiger Literatur oder Volkskunde gibt er wenig Originales, obwohl die unmittelbare Quelle sich selten anführen lässt. Er ward von den Gesta Romanorum benutzt. In bisweilen grober Sprache (incorrectem Anglonormannisch um 1300, untermischt mit Engl. Phrasen) greift er die Reichen, Mächtigen, Beamten, Prälaten, Juristen an; er sympathisirt mit kleinen Leuten und Arbeitern; er war wohl Wanderprediger für den Engl. Mittelstand. Doch geht er meist von pseodo-naturwissenschaftl. Betrachtung gleich zu der (meist prakt.) Moral über und spielt auf besondere

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_407.jpg&oldid=- (Version vom 12.3.2023)