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von Anfang an den bedenklichen Weg zu verlegen, den die Verfassungssache in Preussen nahm. So ging er auch auf den Vorschlag von Klewiz ein, zunächst an Ort und Stelle „die sachkundigsten Eingeborenen und Einsassen“ über „das jemals Bestandene, soweit es noch passt“, zu befragen. Noch am 30. März 1817, als ein königlicher Cabinetsbefehl einundzwanzig Mitglieder des Staatsrathes in die Verfassungscommission berief, war verkündigt worden: „Diese Commission soll sich zuerst mit der Zuziehung der Eingesessenen aus den Provinzen beschäftigen[1]. Wenige Monate nachher, am 7. Juli, als der Staatskanzler die Commission versammelte, gab er dies Programm auf. „Bevor wir unsere Berathungen beginnen,“ sagte er, „sollen wir uns mit der Zuziehung der Eingesessenen der Provinzen beschäftigen. Es kommt hiebei vor allen Dingen darauf an, den geschichtlichen und den gegenwärtigen Zustand in Absicht auf Verfassung in jeder Provinz genau zu kennen. Hiebei werden sich sehr grosse Verschiedenheiten finden. Unstreitig lässt sich diese Kenntniss besser und vollständiger an Ort und Stelle in den Provinzen selbst erwerben als durch Zuziehung von Eingesessenen zu unsern Berathungen.“ Demnach wurden Altenstein nach Westfalen und an den Rhein, Klewiz nach Sachsen, Schlesien, Posen, Brandenburg, Beyme nach Pommern, West- und Ostpreussen entsandt. Sie sollten gemäss der Weisung Hardenberg’s „damit anfangen, sich eine gründliche Kenntniss der bestehenden Verhältnisse zu verschaffen, dann die Wünsche der Wohlgesinnten und ihre Ansichten die künftige Verfassung betreffend zu erforschen suchen, um auch hierauf bei Bestimmung ihrer eigenen Meinung Rücksicht zu nehmen“.

Wie man sieht, handelte es sich um eine Enquête doppelter Art: eine geschichtliche und eine politische. Bei den grossen Fortschritten, welche die altständische Bewegung bereits gemacht hatte, und bei den romantischen Neigungen des Zeitalters lag die Gefahr nahe, dass die Anforderungen der Gegenwart über dem Behagen an der Vergangenheit vergessen würden. In der That diente, um mit Schön zu sprechen, die Rundreise der drei Staatsmänner dazu „die Rudera des früheren ständischen Wesens aus

  1. F. Sailer, Der Preussische Staatsrath und seine Reactivirung. Unter Benutzung von archivalischen Quellen. Berlin, Deubner. 1884. S. 128.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_064.jpg&oldid=- (Version vom 20.3.2023)