Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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Geschichte Englands, besonders zur Zeit Georg’s III. Auch handschriftliche Quellen sind benutzt, darunter namentlich die Place Mss. im Britischen Museum, auf welche übrigens schon Lecky hingewiesen hatte[1], und die Aufzeichnungen einiger in England reisender Fremden.
Die Geschichte der Englischen Politik beim Ausgange des Spanischen Erbfolgekrieges hat eine gründliche Behandlung gefunden in dem Buche von O. Weber über den Frieden von Utrecht[2]. Der Verfasser hat sich bereits bekannt gemacht durch seine Habilitationsschrift „Die Quadrupelallianz vom Jahre 1718“, in der er die diplomatischen Verhandlungen zwischen den grösseren Staaten Europas in den Jahren 1716–1721 zur Darstellung gebracht hat. In ähnlicher Weise hat er dieses Mal die Verhandlungen der Grossmächte 1710–1713 beschrieben. Da das 1713 (und 1714) nicht ganz vollendete Friedenswerk durch jene späteren Abmachungen seinen Abschluss fand, so schliessen sich die beiden Untersuchungen gewissermassen an einander an. Es ist aber kein Zweifel, dass der Verfasser in dem letzterschienenen „Frieden von Utrecht“ mit weit grösserer Sicherheit und Virtuosität aus den Materialien der Archive den Gang der Verhandlungen zusammengestellt hat als in der „Quadrupelallianz“, die an thatsächlichen Irrthümern eine nicht geringe Zahl aufweist. Für die Darstellung des Utrechter Friedens hat er die einschlägigen Acten der Archive zu Wien, London, Paris und im Haag benutzt und aus ihnen eine gründliche und anschauliche Darlegung der diplomatischen Verhandlungen entwickelt. Mit ebenso viel Fug wie sein Buch über die Quadrupelallianz hätte er auch das vom Utrechter Frieden einen Beitrag zur Geschichte der Diplomatie im 18. Jahrhundert nennen dürfen, denn eben hier offenbart sich recht die ganze Verlogenheit und Hinterhältigkeit dieser Diplomatie. Von dem Verhalten Englands gilt dies namentlich in Bezug auf die heimliche Anknüpfung mit Frankreich. In den ersten Kapiteln, die zu den besten des ganzen Buches gehören, zeigt uns der Verfasser, wie die ersten Anregungen zum Friedensschlusse von England ausgingen und wie doch die Englischen Staatsmänner ängstlich den Schein zu vermeiden wünschten, als ob sie es seien, die unter Verletzung der Bündnissverträge den Frieden suchten. Frankreich muss Vorschläge machen, sie selbst geben an, worin dieselben zu bestehen haben, um sie alsdann den Generalstaaten als französische Eröffnungen mittheilen zu können. Was die
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_143.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)