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Jehannet, ein Sänger, war auf das Fürwort Renatens von dem Herzog in Dienst genommen worden; Clement Marot und mehrere Andere hatten in dem Hofstaat der Herzogin selbst ein Unterkommen erlangt[1]. Diese Vorgänge erregten die Aufmerksamkeit, nicht bloss in evangelischen Kreisen, aber sie wurden nur leise und im Vertrauen gerügt[2]. Jetzt, am Charfreitag, den 14. April 1536, bei der Passion, entzog sich Jehannet der Theilnahme an der Kreuzverehrung und verliess die Kirche in auffälliger Weise. Der Inquisitor begehrte und erhielt die Ermächtigung zur Untersuchung, die schnell zu weiteren Entdeckungen führte[3]. Ein Geistlicher aus den Niederlanden, der in der Stadt sich aufhielt, ward gefänglich eingezogen. Daneben wiesen deutliche Spuren auf den Hof der Herzogin, auf Clement Marot und die Anderen. Schon wurden einzelne Diener Renatens vorgeladen und ausgefragt[4]. Als die Herzogin dazwischen trat, stiess sie auf den entschiedenen Widerspruch des Inquisitors, der sogar abfällige Bemerkungen über sie und ihren Hof sich erlaubte; der Herzog aber ersuchte sie höflich, die Ihrigen dem geistlichen Gericht zu überliefern.

In grosser Aufregung wandte sich Renata nach Frankreich um Hilfe. Sie hatte schon vom Anfang dieses Ansturms den

  1. Der Herzog an Feruffini 1536 Mai 5. Fontana p. 318.
  2. Filippo Rodi an den Herzog. Roma 1536 März 8. Fontana p. 307. Da alcuni di questi rmi cardinali, che sono amici di V. E., mi e stato detto che hanno inteso che nella corte della ill. S. V. et di madama si trovano lutherani banditi di Franza et tanti et mi hanno addimandato, se V. E. lo sa et se si contenta. Io gli ho risposto che penso che non, et sue S. mi hanno detto che V. E. per amor de Dio voglia mirare a questo caso et non voglia tolerare simile peste nella sus citta, la qual cosa facilmente potrebbe dare ansa al papa, essendo del animo che e verso V. E., de venire a quelle excommunicationi et forse far qualche atto pregiudiciale al stato, del che pregano V. E. che voglia usare quella riserba che sara necessaria. Il tutto dicono per lamore che portano a V. E. et mi hanno detto che le scriva la presente.
  3. Das Inquisitionsprotokoll 1536 Apr. 30. Fontana, Documenti p. 115.
  4. Der Herzog an Feruffini 1536 Mai 5. – Breve an den Inquisitor zu Ferrara 1536 Mai 10. Fontana, Documenti p. 119. Accepimus non sine animi nostri molestia, quod cum quidam Jo. de Bouchefort clericus Tornacensis diocesis in civitate Ferrarie commorans damnata et perfida lutherana labe suspectus appareret, tu de premissis notitiam habens tuoque officio ut decet incumbens eundem Joannem occasione suspitionis huiusmodi personaliter capi et carceribus in quibus detinetur ad presens mancipari fecisti.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_211.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2023)