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nach erfolglosem Feldzug im December des Jahres genöthigt sah, kam ihm daher äusserst gelegen[1].

Ganz andern Sinnes war zur Zeit noch der Kaiser. Noch immer hoffte er auf die Unterstützung des Reiches, mit dessen Hilfe er die Oesterreichischen Stammlande sowohl wie das Königreich Ungarn zu erobern dachte[2]. Die ablehnende Haltung der Deutschen Fürsten nöthigte ihn jedoch, schliesslich nicht nur in die mit Matthias geschlossene Waffenruhe einzuwilligen, sondern sie sogar mehrmals zu verlängern. Schon näherte sich diese abermals ihrem Ende, da bahnte sich unter Vermittlung Venedigs im Frühling des Jahres 1489 eine Unterhandlung an, welche nicht nur auf Frieden und Bündniss, sondern sogar auf eine Familienverbindung abzielte[3]. Durch ein derartiges Compromiss wären die widerstreitenden beiderseitigen Interessen ausgeglichen und die Pläne des Königs von Polen und seiner Söhne durchkreuzt worden. Vornehmlich gingen Maximilian’s Bemühungen nach dieser Richtung. Bei seinen Absichten auf die Bretagne und den ihn unablässig beschäftigenden Niederländisch-Französischen Händeln war ihm besonders an der Beilegung der Ungarischen Thronfolgefrage gelegen. Es ist ein beachtenswerther Moment: die beiden alten Gegner, Matthias und Friedrich III, in wechselseitiger Annäherung, dazu des einen bereits abgeschlossene Allianz mit Moskau, des andern Absicht auf eine solche: die Vorbedingungen zu einer grossen Coalition zwischen den Habsburgern, Matthias Corvinus und dem Russischen Grossfürsten gegen die Jagiellonen waren in diesem Augenblicke vorhanden. An dem Widerstande des Kaisers gegen eine Abtretung Oesterreichischer Gebiete, von welcher Matthias den Friedensschluss abhängig machte, scheiterten jedoch diese Ausgleichsverhandlungen.

Damit war eine friedliche Ordnung der Dinge in Ungarn und die Begründung einer Habsburgisch-Corvinischen Herrschaft unmöglich geworden. Mit dem Tode des Königs Matthias musste die Ungarische Thronfolgefrage daher nothwendig eine acute

  1. Huber, Geschichte Oesterreichs. III, 292.
  2. Vgl. K. Friedrich’s Befehl an den Rath zu Frankfurt vom 9. Mai 1489 bei Janssen II, 515 u. 516.
  3. Mon. Hung. hist. Acta regis Matthiae IV, 24; 141 u. s. w. Vgl. Ulmann, Geschichte Maximilian’s I. S. 75–81.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_268.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)