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werden und zwischen den beiden einander bekämpfenden Dynastien zu einer gewaltsamen oder friedlichen Auseinandersetzung führen.

Unter diesen Umständen gewann die Verbindung mit Moskau für die Habsburger natürlich erhöhte Bedeutung. Am 17. Februar 1490 – wenige Wochen vor dem Tode des Königs Matthias – sehen wir denn auch Maximilian, der die Verhandlungen mit dem Russischen Grossfürsten von nun an allein führt, seinen Rath Georg von Thurn mit dem Auftrag an Ivan Vasiljevič abschicken, um den Abschluss des Bündnisses nach Möglichkeit zu beschleunigen. Er habe – so lässt er dem Grossfürsten sagen – den festen Entschluss gefasst, alles Andere bei Seite zu setzen, um sich mit Hilfe des allwaltenden Gottes und der Vorsehung durch eigene Mittel wie mit Rath und Beistand des Grossfürsten seines wahren und rechtmässigen Erbes, des Königreichs Ungarn, zu bemächtigen, sei es auf friedlichem Wege durch eine Vereinbarung, oder mit gewappneter Hand in offenem Kampfe[1]. Um jeder Verzögerung der Verhandlungen vorzubeugen, verschmähte er es sogar nicht – obwohl seine Absichten schon längst eine ganz andere Richtung genommen hatten –, sich den Anschein zu geben, als sei er geneigt, sich mit einer der grossfürstlichen Töchter zu vermählen[2].

Am 16. Juli kam Maximilian’s Gesandter in Moskau an[3]; am 18. hatte er seine erste Audienz beim Grossfürsten, auf dessen Wunsch er noch an dem nämlichen Tage den Inhalt seiner offenen Mission in eine Note zusammenfasste. Geschickt schloss er diese mit der Bemerkung, dass er noch weitere Aufträge von seinem Herrn erhalten habe, welche er aber erst dann kundgeben dürfe, wenn ihm Meinung und Willensrichtung des Zaren bekannt seien. Unverweilt liess ihm dieser darauf die Versicherung seiner vollsten Zustimmung zu den Plänen des Römischen Königs zukommen, so dass Thurn nunmehr auch seine geheimen Weisungen, gleichfalls in der Form einer diplomatischen Note, mittheilte[4]. Dieselben verfolgten besonders den Zweck, sich Klarheit über die Haltung des Russischen Grossfürsten im Hinblick auf ein Eingreifen der Söhne Kasimir’s zu verschaffen und ihn für diesen

  1. Denkmäler I, 28.
  2. Ebenda I, 30.
  3. Ebenda I, 24.
  4. Ebenda I, 26–30.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_269.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)