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Wege nach Moskau auch diese Angelegenheit in ihre Bahnen zu leiten. Da er jedoch den Sitz des Hochmeisters, Königsberg, selbst nicht berührte, so sollte er den Bischof von Reval im Namen des Römischen Königs beauftragen, sich unverweilt zu dem Hochmeister Johann von Tiefen zu begeben, um ihm zu eröffnen, dass Maximilian, in Folge mehrfacher Klagen der Preussischen Städte, besonders Danzigs und Thorns, über die Bedrückungen durch den König von Polen, den Entschluss gefasst habe, diese wieder unter das Reich und dessen Machtsphäre zu ziehen. Der Bischof solle den Hochmeister nicht allein anhalten, dem Römischen König hierbei behilflich zu sein, sondern geradezu ihn zu offener Feindseligkeit gegen Kasimir aufreizen und den Treueid, welchen Tiefen jenem geleistet habe, für ungültig erklären, weil er erzwungen und ohne Wissen des Römischen Königs gethan sei. Zugleich aber sollte er Tiefen wie dem Meister in Livland in Maximilian’s Namen den Rath und die Weisung zukommen lassen, für sich und die Preussischen Städte den Russischen Grossfürsten um Schutz und Schirm anzugehen[1]. Ihre Gesuche sollten sie Thurn übermitteln, welcher sie an Ivan Vasiljevič weiter geben werde.

Maximilian’s Gedanke war, durch eine Verbindung mit Russland den Orden vor den Folgen des ihm zugemutheten Abfalls von der Krone Polen, vor einem Rachezuge Sigismund’s, zu sichern. Vielleicht ist auch die Erwägung nicht ganz ohne Einfluss auf ihn geblieben, dass der Entschluss zu einem feindseligen Vorgehen gegen Polen den beiden Meistern leichter fallen müsse, wenn sie die mächtige und nahe Hilfe des Russischen Grossfürsten hinter sich wüssten. In demselben Augenblick also, da Maximilian sich den Anschein gibt, als wolle er den Orden wieder enger an das Reich knüpfen, wälzt er diese Last auch schon wieder von sich und vertraut die Grenzmark des Deutschthums gegen die Slavenwelt der zweischneidigen und begehrlichen Freundschaft der Russischen Grossfürsten an: war es doch aller Welt bekannt, dass diese ebenso wie die König-Grossfürsten von Polen-Litthauen natürliche Gegner des Ordens waren. Kaiser Friedrich III. hatte noch im Jahr 1481 die Hansastädte, Schweden, die Ritterschaft und Räthe in Litthauen, ja den König

  1. Denkmäler I, 74; 75; 77.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_276.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)