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Kasimir selbst um Hilfe und Beistand zu Gunsten des Ordens wider die „Reussen“ aufgefordert[1]. Es ist augenfällig: die angebliche Fürsorge Maximilian’s für den Orden ist nichts anderes, wie eine künstlich verhüllte Aeusserung seines eigensten Interesses, das auf die Verfeindung des Ordens mit dem König von Polen hinauslief. Wie hätte er sonst diese beiden Anträge stellen können? Denn bei dem Gegensatz, der zwischen dem Moskauschen und dem Polnisch-Litthauischen Herrscher bestand, gab es für den Hochmeister kaum eine schroffere Absage gegen seinen Lehnsherrn, den König von Polen, als wenn er zu dessen Erbfeind, dem Russischen Grossfürsten, in ein Schutz- und Allianzverhältniss trat.

So ging Maximilian im Anfang des Jahres 1491 ganz in kriegerische Gedanken auf. Aber schon in den Sommermonaten fand er sich zu einer Umkehr und einem völligen Aufgeben dieser Entwürfe genöthigt. Die „stattliche“ Hilfe, welche ihm die Fürsten und Stände auf dem Tage zu Nürnberg bewilligt hatten, blieb aus. Ebensowenig kam die Russische Diversion im Rücken des Königs von Polen zur Ausführung, da Thurn erst in der zweiten Hälfte des Monats November am Hofe von Moskau anlangte und der Grossfürst aus diesem Grunde bis in den Ausgang des Jahres ohne Kenntniss von Maximilian’s Absichten blieb. Zudem hatte sich die Lage in Ungarn um vieles schlechter gestaltet, da Wladyslaw seinen jüngeren Bruder durch den Kaschauer Vertrag vom 20. Februar zum Verzicht auf seine Ansprüche gezwungen hatte und in Folge dessen seine gesammte Streitmacht gegen Maximilian zu wenden vermochte. Vergebens war dieser in Gemeinschaft mit seinem Vater bemüht gewesen, den Vorsprung Wladyslaw’s dadurch einzuholen, dass er Kasimir für die Nachfolge der Habsburger in Ungarn zu stimmen versuchte: an dem dynastischen Gefühl des Polnischen Königs war dieser Versuch gescheitert[2].

Unter solchen Umständen hatten natürlich auch die kriegerischen Ereignisse sich zu Ungunsten Maximilian’s gewandt. Trotzdem hätte er am Ende den Verlust noch wieder wettmachen können, wenn er sich ganz diesen Dingen gewidmet hätte. Aber seit den

  1. Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien. Russica 1481.
  2. Ulmann, Geschichte Maximilian’s I. I, 108/9.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_277.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)