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Das in Lübeck neuerbaute Museum ist am 16. Mai eröffnet und an den Vorstand der „Gemeinnützigen Gesellschaft“ übergeben worden. Das Museum vereinigt in sich sehr verschiedenartige Bestandtheile, darunter auch eine Abtheilung für Lübeckische Kunst- und Culturgeschichte, die wesentlich nach dem Muster des German. Museums gegliedert ist, mit einer besonderen kirchlichen Halle. An der Spitze der Abtheilung steht als Conservator Dr. jur. Th. Hach.

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Zur Gründung eines Finnländischen Nationalmuseums in Helsingfors hat, neben anderen Vermächtnissen für wissenschaftl. Zwecke, der am 6. April zu Paris verstorbene Dr. med. H. F. Antell seine besonders an Nordischen Münzen und Medaillen reichen Sammlungen und ein Kapital von 1 Million Finn. Mark dem „Finnländischen Volke“ vermacht.

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Aus dem kürzlich erst erschienenen Rechenschaftsbericht der kaiserl. Bibliothek zu Petersburg für das Jahr 1889 (Petersb. 1893, 8°, 241 p.) heben wir hervor, dass die Bibl. neben anderen Mss. auch viele Papiere des bekannten, Deutscher Bildung so nahestehenden Militärhistorikers A. J. Michajlovskij Danilevskij erworben hat, darunter sein Reisetagebuch von 1808 und seine „Reisen im Harzgebirge“.

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Von dem Unfug, der vielfach bei Verwerthung archivalischer Funde getrieben wird, war in einem der letzten Hefte dieser Zeitschrift die Rede. Es handelte sich dabei zunächst um Wiederabdruck längst bekannten Materials. Nicht ganz so schlimm, aber doch auch bedenklich genug sind Fälle, in denen wirklich ungedruckte Actenstücke, die als archivalische Findlinge dem Herausgeber in die Hände gefallen sind, ohne weitere Prüfung ihres geschichtlichen Werthes, ohne genügende Kenntniss des übrigen Quellenmaterials und der Literatur veröffentlicht werden, meist mit einigen erläuternden Worten, die ebenso leicht am Ziel vorbeitreffen, wie zufällig richtig sein können. Es ist ein gefährliches Ding und ein unwissenschaftliches Verfahren, solche Actenstücke, die den eigenen Forschungsgebieten fern liegen und die man desshalb ohne mühsame Vorarbeiten gar nicht richtig beurtheilen kann, der Oeffentlichkeit vorzulegen, und besonders unsere Fachgenossen, die vom Mittelalter her solche Streifzüge in die neuere Zeit unternehmen, sollten sich klar machen, dass durchaus nicht jedes unbekannte Actenstück des Druckes werth ist.

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Anlass zu diesen Bemerkungen gibt uns ein Actenstück, das W. Altmann in den MIÖG Bd. 13 p. 619–25 mit Einleitung und Anmerkungen veröffentlicht hat: ein Actenstück zur Geschichte der Königswahl Maximilian’s II. (1562), das angeblich „höchst interessante Streiflichter auf dieses Ereigniss wirft“ und den Beweis liefern soll, „wie wenig die Geschichte Maximilian’s II. noch durchforscht ist“. Hätte der Einsender die Literatur sich genau angesehen, so hätte er sich überzeugen müssen, dass das Actenstück nichts Wesentliches enthält, was nicht schon bekannt gewesen wäre. (Man vergleiche die gleichzeitig erschienenen Dissertationen von W. Goetz und F. Walter, s. Bibliogr. ’92, 682 u. ’93, 692.) Der Leser wird also durch die einleitenden Bemerkungen nicht aufgeklärt, sondern irregeführt, und das Stück selbst ist des Druckes kaum werth. Interessiren könnte es noch einigermassen, wenn

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_348.jpg&oldid=- (Version vom 27.3.2023)