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nach der Halm’schen und Petschenig’schen Ausgabe dagegen nur zwei! – Hunerich’s Religionspolitik zum Gegenstand haben. Darum braucht man aber seine Mittheilungen über den Geiserich-Sturm noch nicht als mangelhafte anzusehen. Ihm, dem Mitgliede des Afrikanischen Klerus, der mit dem Episcopate eng verbunden war, demselben sogar höchst wahrscheinlich als Oberhirt von Vita (in der Provinz Byzacena) angehörte, musste es ein Leichtes sein, zumal bei seinen älteren Amtsbrüdern, Erkundigungen über die Bedrängnisse einzuziehen, denen die Afrikanische Kirche in jüngstverflossener Zeit preisgegeben war.

Auch die zweite Frage, die subjective Wahrheit der Berichte, ist zu bejahen. Erweckt es doch ein günstiges Vorurtheil, dass er die Regierungen der beiden Monarchen nicht etwa als eine ununterbrochene Kette von Leiden der Katholiken auffasst und darstellt, sondern gewissenhaft dem Leser auch einige, die Schreckensscenen der Verfolgung in wohlthuender Weise ablösende, Friedensepochen der Afrikanischen Kirche vorführt (454–457; 475–477; 477–481/82).

Nicht so unbedingt lässt sich aber drittens die objective Wahrheit der Berichte des Autors zugeben. Freilich wäre es unbillig, ihn desshalb zu tadeln, weil er, ein echter Sohn des abergläubischen Zeitalters, zahlreiche Mirakel in seine Erzählung hineingeflochten hat; zudem ermöglicht es die Form seiner Darstellung, die Spreu der Wunder von den geschichtlichen Thatsachen auszuscheiden. Victor hat sich aber nachweislich in Folge einer allerdings sehr verzeihlichen, einseitigen parteiischen Auffassung der Vandalischen Verhältnisse von Uebertreibungen und selbst offenbaren Unrichtigkeiten nicht ganz freigehalten.

Es ist jetzt die Frage: Welche Mittel stehen der Detailkritik zu Gebote, um in dem Wuste der unzähligen Einzelnachrichten im concreten Falle den angedeuteten Irrthümern und Schwächen des Buches auf die Spur zu kommen? Bei Beantwortung dieser Frage muss man natürlich sorgfältig zwischen der Darstellung des Geiserich-Sturmes und den Nachrichten über die Zeiten Hunerich’s unterscheiden. Was die letzteren betrifft, so ist es gerade nicht schwer, Geschichtliches und Zusätze einer getrübten Tradition auseinanderzuhalten. Erstens, der Autor selbst gibt manchmal die Mittel an die Hand, ihm handgreifliche

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_019.jpg&oldid=- (Version vom 5.4.2023)