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der vorliegenden Synode, wo unter den „Lapsi“ unmündige Knaben, seien sie Kleriker oder Laien, wie auch unmündige Mädchen, aufgeführt werden, nicht in unseren Zusammenhang gehört; denn es handelt sich da naturgemäss entweder um gar keine oder höchstens um eine sehr geringe moralische Schuld dieser jugendlichen Lapsi; sie werden daher auch vom Concil bezüglich der kirchlichen Pönitenz äusserst gelinde behandelt. Im Gegentheil, can. 4 dient eher zur Bestätigung als zur Widerlegung des Vitensers. Jedenfalls wird durch diesen Kanon die Erzählung Victor’s (V c. 14 bezw. III c. 49. 50) bestätigt, wonach der Fanatiker Cyrila zu Karthago einigen kleinen katholischen Knaben – einer zählte erst 7 Jahre – gewaltsam die Arianische Wiedertaufe ertheilen liess[1].

Bei Greg. Tur. hist. Franc. II c. 3 findet sich, was man bisher übersehen hat, in der Spreu seiner sonst so verworrenen und mythischen Darstellung der Vandalischen Verhältnisse eine Spur der echten Tradition über die Lapsi der Hunerich-Verfolgung: „Multi tunc errantes a fide accipientes divitias inseruerunt se doloribus multis, sicut infelix ille episcopus nomine Revocatus eo tempore est revocatus (Wortspiel!) a fide catholica.“

Man muss in der That staunen über solche Ergebnisse des Hunerich-Sturmes; begnügten sich doch die Arianischen Vandalen nicht, wie vice versa die katholische Kirche und, wenigstens zuletzt (seit der Toletanischen Arianersynode von 580), die Arianischen Westgothen, mit Handauflegung und Empfang des Abendmahles nach Arianischem Ritus den Proselyten gegenüber, heischten vielmehr die für das katholische Bewusstsein ganz besonders abstossende Wiedertaufe als Symbol des Uebertritts[2].

  1. Tali uiolentia nobis uidentibus ibi Carthagine filius cuiusdam nobilis annorum circiter septem iussu Cyrilae a parentibus separatus est – – – infantulo clamante ut poterat: Christianus sum, Christianus sum, per sanctum Stephanum Christianus sum. Cui et os opturantes insontem infantiam in suum gurgitem demerserunt. Ita de filiis medici uenerabilis Liberati factum esse probatur – – – cogitauit impietas Ariana a parentibus parvulos filios separare“ etc.
  2. Vgl. z. B. Vict. Vit. II c. 13 bezw. III c. 47, wo das rebaptizare als ein „iugulare“ (sc. animam), ein geistiges Abschlachten, bezeichnet wird; weitere Quellenbelege bei H. Hurter, ed. Vict. Vit. p. 235 f., Anm. 1, z. B. Augustin. Ep. 23, § 2: „rebaptizare catholicum immanissimum scelus est“, de unico bapt. c. 43, § 22: „rebaptizare catholicos – – – semper est diabolicae praesumptionis“,
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_055.jpg&oldid=- (Version vom 7.4.2023)