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Die weitere Fortentwicklung dieser Gliederkette von Traditionen wurde dadurch bestimmt, dass ein Glied (und zwar nicht gerade das jüngste) durch eine ganz besondere Gunst des Schicksals bevorzugt wurde. Sofort nach der Erfindung der Buchdruckerkunst erschien, noch im 15. Jahrhundert, die Geschichte Friedrich’s I. aus der Ursperger Chronik im Druck. Diese Priorität ist für die Auffassung einer ganzen Gelehrtengeneration entscheidend geworden. Unsere Auffassung der Hohenstaufischen Geschichte steht in vielen Dingen noch heute in unbewusster Abhängigkeit von der Art die Dinge anzusehen, welche dieses erste in Massen verbreitete mittelalterliche Geschichtswerk den Gelehrten des ausgehenden 15. Jahrhunderts einimpfte. Als dann im Jahre 1515 gleichzeitig mit einem grösseren Theildruck der Ursperger Chronik auch Otto v. Freising im Druck erschien, las man das, was der Freisinger erzählte, in den (zur Lectüre bereits mitgebrachten) Anschauungen des Urspergers. Noch im 18. Jahrhundert sind Hahn[1] und selbst Mascou[2] vollständig durch die Ursperger Erzählung, von der Erbeseinsetzung Friedrich’s beherrscht, indem sie neben dem Ursperger Otto dafür anführen zu können glauben. Ja Bünau[3] liest die gleiche Anschauung aus Otto allein (und dem Ligurinus) auch ohne den Ursperger heraus. Dass später M. J. Schmidt[4] eine zwischen den Quellen hindurch lavirende Ausdrucksweise hat, scheint mehr

    posset resistere. Inde coronatus Aquis palatium venit, ibi coronam regiam gestavit, et postmodum nacto tempore Romam veniens, imperiali corona insignitus fuit.“ – Beide Charakterzüge gemischt erscheinen im Chronicon fratris Balduini. Hugo, Sacrae antiquit. Mon. 2, (Sancti-Deodati 1731), S. 171: An. 1152. „Sequenti anno Conradus Imperator occubuit. Fridericus, consobrinus Conradi, imperat triginta septem annis. qui concordi principum electus sententia: „gratias“, inquit, „ago vobis, quod in electione concordastis; tamen si alium elegissetis, me socium haberet; si duos, me tertium; si sex, essem septimus.“ Quod licet arroganter dixisse videbatur, tamen modeste et civiliter tractavit Imperium.“

  1. S. F. Hahn, Vollständige Einleitung zu der Teutschen Staats-, Reichs- und Kaiserhistorie, Bd. 3 (Halle u. Leipzig 1723), S. 245.
  2. J. J. Mascovii Commentarii de rebus imperii Romano-Germanici sub Lothario et Conrado III. Lipsiae 1753, S. 305/7.
  3. Herrn H. v. Bünau’s, Probe einer genauen und umständlichen Teutschen Kayser- und Reichs-Historie oder Leben und Thaten Friedrich’s I. Römischen Kaisers. Leipzig 1722, S. 1.
  4. M. J. Schmidt, Geschichte der Deutschen, Bd. 2 (Ulm 1778), S. 532.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_092.jpg&oldid=- (Version vom 9.4.2023)