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historisch werthlos sei, zu zeigen versucht, dass diese Vita doch dem Anfang des 6. Jahrhunderts angehöre. Nun tritt Krusch[1] gegen ihn auf und sucht zu beweisen, dass die fragliche Vita nicht früher als im 8. Jahrhundert entstanden sein kann. Eine Replik gegen die streng wissenschaftliche und sehr eingehende Beweisführung seines Gegners wird Kohler wohl nicht umgehen können. – Eine Stelle aus der Vita des heiligen Lupus von Troyes, eines Zeitgenossen der Schutzheiligen von Paris, behandelt Le Clert[2]. – Die von Jadart herausgegebene Bibliographie, betreffend das Leben und den Cult des heiligen Remigius von Reims[3], ist in der Aufzählung der gedruckten Abhandlungen fast vollständig; für die Handschriften hätte der Autor seine Nachforschungen etwas weiter ausdehnen können. – Kurth wurde durch die Vorstudien zu seinem Werke über die epischen Ueberlieferungen der Merovingerzeit veranlasst, die Geschichte der Königin Brunhilde von neuem zu untersuchen; er versucht[4], alle für Brunhilde ungünstigen Erzählungen Pseudo-Fredegar’s in das Gebiet der Fabel zu verweisen und schildert sie als herrschsüchtig, aber nicht durchaus grausam. Diese Lobrede dürfte wohl kaum Anklang finden. – Pfister behandelt abermals das Formularium Marculfi[5] und gelangt in eingehender Untersuchung zu dem Ergebniss, dass das Formular in der Diöcese Metz um 650 niedergeschrieben ist, dass der Verfasser seine Arbeit den Bischöfen der Stadt Metz, Landerich und Clodulf, gewidmet hat und dass er wahrscheinlich mit jenem Marculfus Cellerarius des Klosters Salicis identisch ist, dessen die Vita des heiligen Columban von Jonas von Bobbio gedenkt. Dies sind zwar neue und beachtenswerthe Gesichtspunkte, aber die ältere Annahme, wonach das Formular in Neustrien zusammengestellt wurde, erscheint uns, wenn auch freilich etwas erschüttert, doch noch nicht endgültig abgethan. – Bladé setzt seine weitläufigen, aber nach mancher Richtung hin interessanten Studien über das erste Herzogthum Aquitanien im 7. und 8. Jahrhundert fort[6]. Der Verfasser zieht in ausgedehntem Masse die Urkunden heran und prüft sie sehr minutiös; seine Darstellung würde aber gewonnen haben, wenn sie von jeder Polemik gegen seine Vorgänger entlastet wäre.

  1. Vgl. Bibliogr. ’93, 199 c.
  2. Mém. de la Soc. acad. de l’Aube. Bd. 26.
  3. Vgl. Bibliogr. ’92, 177 e.
  4. Vgl. Bibliogr. ’91, 2138.
  5. Vgl. Bibliogr. ’93, 214 c.
  6. Annales de la faculté des lettres de Bordeaux. 1891, Nr. 4; 1892, Nr. 1, und Ann. du Midi Avril 1892.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_139.jpg&oldid=- (Version vom 15.4.2023)