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desswegen aufmerksam gemacht werden, weil es Reproductionen von Stichen des berühmten Buches von Léger enthalt, in denen die entsetzlichen Martern, die die Waldenser im 17. Jahrhundert erleiden mussten, dargestellt sind.

7. Ludwig der Heilige und seine Nachfolger. Für die Regierungszeit des heiligen Ludwig ist die Ernte des Jahres 1892 ziemlich dürftig. Ganz in erster Reihe steht jedoch ein interessanter Artikel Fr. Delaborde’s über den berühmten Geschichtschreiber Joinville[1]. Der Verfasser, der eine Geschichte der Familie vorbereitet, entrollt ein in jeder Hinsicht neues Bild von dem Leben des bedeutenden Schriftstellers. – A. Thomas hat ein Französisches Lied über die Schlacht von Taillebourg[2], dessen Text uns in einem Manuscript zu Modena erhalten ist, von neuem veröffentlicht und commentirt. – Stein hat einige Nachrichten über einen militärischen Befehlshaber des heiligen Ludwig, nämlich Henri de Courances, Marschall von Frankreich, gesammelt[3], über den bislang sehr wenig bekannt war. Er fiel 1268 in der Schlacht von Tagliacozzo. – Ch. V. Langlois[4] hat ein allegorisches Lateinisches Gedicht abgedruckt, das im Jahre 1281 von einem sonst nicht bekannten Geistlichen, Namens Petrus, verfasst wurde. Das rhythmische Gedicht ist eine breite Satire auf alle Classen der Gesellschaft, die der Verfasser in Sünden und Laster versunken sieht. Die Sprache ist ärmlich und die Form elend; gleichwohl verdienen einige Züge beachtet zu werden. – Von C. Piton ist ein Buch „Les Lombards en France et à Paris[5], erschienen. Er hat es verstanden, über diese Handelsleute, von denen viele eine wichtige Rolle in der Französischen Finanzgeschichte gespielt haben, eine Menge von Einzelheiten aus den verschiedensten Quellen zusammenzubringen. Die Arbeit ist verworren und schlecht geschrieben, bietet aber viel Interessantes und in mehr als einer Hinsicht Neues.

Die Schlacht von Courtrai nimmt die Belgischen Gelehrten noch weiter in Anspruch. Funck-Brentano hatte, wie früher erwähnt[6], geglaubt nachweisen zu können, dass die Flandern ihren überraschenden Erfolg nur einer Kriegslist verdankten, die zwar an sich vollkommen erlaubt war, aber gegen die ritterliche Sitte verstiess. Pirenne hat die Streitfrage wieder aufgenommen[7]. Wenn man die volksthümliche Version der Flandern zurückweise, dürfe man der

  1. R 2 Mondes 1892 Dec. 1.
  2. Ann. du Midi, Juillet.
  3. Annales de la Société du Gâtinais. 1891. 3. Trimestre.
  4. RH 50, 281–308.
  5. Vgl. Bibliogr. ’93, 430.
  6. DZG VII, 357.
  7. Comptes-rendus des séances de la comm. roy. d’hist. de Belgique V, 1.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_146.jpg&oldid=- (Version vom 17.4.2023)