Seite:De DZfG 1893 10 170.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

das Thema vorher von der Gesellschaft benannt (vgl. die letzten Preisaufgaben dieser Stiftung DZG Nachrr. ’89, 63 u. ’91, 66); ein dritter Preis wird für ein beliebiges ausgezeichnetes Geschichtswerk verliehen, wenn dasselbe im Manuscript eingereicht worden ist; andernfalls ist der Preis, aber nur mit der Hälfte des vollen Betrages, an Verfasser schon gedruckter Werke zu vergeben. Dieser 3. Preis hat thatsächlich die Bedeutung erhalten, dass er dem hervorragendsten während der 10 Jahre erschienenen Werke zur Deutschen Geschichte ertheilt wurde, wobei man an erster Stelle immer ein darstellendes Werk berücksichtigte. So sind das erste Mal 1856 Häusser für seine Dt. G. und Böhmer für die Kaiserregesten, 1866 Dümmler für die G. d. Ostfränk. Reichs und daneben Winkelmann und Schirrmacher wegen ihrer Arbeiten über Friedrich II. (die einer Lösung der 1. Preisaufgabe vorgegriffen hatten), 1876 aber Ranke für den Wallenstein und Köstlin für die Luther-Biographie, 1886 Waitz für die Verf.-G. und Giesebrecht für die G. d. Dt. Kaiserzeit preisgekrönt worden. Mit ihren eigentlichen Preisausschreiben hat die Stiftung bisher wenig Glück gehabt, die meisten Aufgaben sind ungelöst geblieben, oder die durch diese Aufgaben angeregten Autoren haben vorgezogen, vor Ablauf des Termins zu publiciren. Der Uebelstand ist wohl, wie die Ges. selbst bemerkt hat, dass der Zeitraum von 10 Jahren zu gross gegriffen ist. Durch Preisausschreiben veranlasst sind u. A. Potthast’s Edition des Heinr. v. Hervord u. Oesterley’s nicht zur Veröffentlichung gelangte Bearbeitung Hermann Korner’s. Ihre überschüssigen Mittel hat die Wedekind-Stiftung mehrfach zur Unterstützung histor. Publicationen verwendet. – Die Beneke-Stiftung, an die man in diesem Zusammenhange ebenfalls denkt, hat mit der Gesellschaft der Wissenschaften nichts zu thun, sondern wird von der philosoph. Facultät der Universität verwaltet. Von den Ergebnissen ihrer Preisausschreiben erwähnen wir hier aber doch Schanz’ Engl. Handelspolitik im ZA. Heinrich’s VIII. (1879) und O. Harnack’s Kurfürstencolleg (1887).

[369

Der 24. Deutsche Anthropologencongress fand vom 5.–9. August in Hannover statt. Aus den Verhandlungen verdient zunächst Virchow’s Eröffnungsrede Erwähnung. Er ging auf die Fragen nach den Stammsitzen der Indogermanen und nach der Urbevölkerung Deutschlands ein und bezeichnete als bisheriges Forschungsergebniss, dass Deutschland wahrscheinlich schon in der neolithischen Periode von Germanischen Stämmen bewohnt gewesen sei. Für Historiker ist besds. hervorzuheben ein Vortrag des Museums-Dir. Dr. Schuchhardt „Ueber einen Deutschen Limes“, d. h. eine alte Landwehr, die sich von der Fulda bei Knickhagen westlich bis gegen Arolsen hinzieht und auf dieser Strecke mit kleinen Castellen und Warthügeln besetzt ist. Der Vergleich dieser Linie mit der alten Gaugrenze und der heutigen Sprachgrenze zwischen Hoch- und Plattdeutsch deutet auf die alte Völkerscheide zwischen Sachsen und Hessen (resp. Franken) hin und die Ausgrabungen in der Burg bei Knickhagen haben gezeigt, dass die Grenzwehr in die Zeit Karl’s des Grossen oder noch früher zu setzen ist. Auch auf der alten Sächsisch-Thüringischen Grenze, in den Kreisen Heiligenstadt und Worbis bis Sachsa am Harz finden sich Landwehrspuren,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_170.jpg&oldid=- (Version vom 18.4.2023)