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auch in seiner Berechnung liege, „bei günstigen Umständen bis nach Paris zu dringen“. Das ist wiederum eine Ueberraschung für alle die, welche in dem Vorstellungskreise Bernhardi’s befangen sind.

Nach all dem ist am 8. November unter Abänderung eines am Tag vorher gefassten Beschlusses der Aufmarschplan festgestellt worden, dessen Grundgedanken nachher auch wirklich zur Ausführung gekommen sind, nur dass das Schicksal Hollands von General Bülow durch die That entschieden ward, ehe man mit dem Kronprinzen von Schweden in’s reine kam, und dass die Armee Schwarzenberg’s nach ihrem Uebertritt in die Schweiz eine Theilung vornahm, vermöge deren die Vorhut nach Genf, die Hauptmacht aber durch die Freigrafschaft nach Langres ging, also gerade die Richtung einschlug, welche Gneisenau zuerst angegeben hatte.

Eine Urkunde über den am 8. November festgestellten Plan liegt uns vor in einem Schriftstück von der eigenen Hand des Kaisers Alexander. Bernhardi hat es bekannt gemacht und zwar sowohl im französischen Urtext (Toll IV, 2, 389/90), als in deutscher Uebersetzung (IV, 1, 28/29).

Ueber der Abschrift, welche das Kriegsarchiv zu Wien aufbewahrt, steht zu lesen: „Operationsentwurf vom Russischen Kaiser eigenhändig niedergeschrieben und am 8. November dem Generallieutenant v. Gneisenau zugestellt.“

In diesem Entwurf war von der bisherigen Nordarmee, die auf 105 000 Mann angeschlagen ward, gesagt: „Geht in der Gegend von Köln über den Rhein und sucht Holland von Frankreich abzuschneiden.“

Von der bisherigen Schlesischen Armee des Feldmarschalls Blücher – deren eigentlicher Stand auf 52 000 Mann berechnet, die aber durch Hessen, Westfalen, Württemberger, Badener, Darmstädter und das Corps Kleist auf 132 000 Mann verstärkt werden sollte – war gesagt: „Geht über den Rhein, besetzt Koblenz, wird den rechten Flügel und die Verbindung der grossen Armee decken und nach Umständen angriffsweise verfahren.“

Von der grossen Armee, die auf 205 000 Mann angeschlagen ward, hiess es: „Beobachtet Breisach und Kehl und operirt durch die Schweiz.“

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_212.jpg&oldid=- (Version vom 1.5.2023)