Seite:De DZfG 1893 10 224.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

es 5000 Kranke zurücklassen[1]. Unter solchen Umständen musste der Armee Erholung gegönnt werden, es musste eine gewisse Frist verstreichen, bis Schuhe, Hosen und Wintermäntel beschafft und der Ersatz heran war, durch den das Corps Ende December wieder 22 000 Mann unter Waffen hatte. Hier also bei der Armee des Marschalls Vorwärts und seines genialen Stabschefs Gneisenau stand eine physische Unmöglichkeit dem sofortigen Rheinübergang mit dem flüchtigen Feinde zugleich entgegen.

Und wie stand es mit der Hauptarmee? Lord Aberdeen sagt in seinem Freiburger Bericht vom 25. December, auf den wir zurückkommen: „Ich will nicht leugnen, dass wenn es der Armee bei ihrer Ankunft am Rhein möglich gewesen wäre, auf Mainz vorzustossen, den Fluss zu überschreiten und die Wehrlosigkeit der Festungen und die Bestürzung der geschlagenen Truppen Bonaparte’s zu benutzen, dies den grossen Zweck des Krieges bedeutend gefördert haben würde. Aber das stand ganz ausser Frage. Ew. Lordschaft wolle sich nur der vier Tage unaufhörlicher Schlachten bei Leipzig, sodann der vierzehn Tage Eilmärsche erinnern, die bei schlechtestem Wetter gemacht werden mussten, um den Grund einzusehen, wesshalb einige Ruhe unbedingt nothwendig war. Die grosse Masse der Oesterreichischen Armee besteht aus jungen Truppen und hatte unter den Mühsalen des Feldzugs sehr zu leiden. Diese Leiden möge Ew. Lordschaft an der Thatsache ermessen, dass der durch verschiedene Ursachen veranlasste Gesammtverlust der Oesterreicher allein seit dem 10. August bis zu unserer Ankunft in Frankfurt mehr als achtzig Tausend Mann betragen hat.“

Das waren die Gründe, aus denen es ganz unmöglich war, mit den flüchtenden Franzosen selber den Rhein zu überschreiten.

Die beste Zeit für den Plan Gneisenau’s war also in dem Augenblick, da er ihn vorlegte, schon vorüber. Ueber das aber, was nun noch möglich war, sagt Müffling im Verfolg der oben angebrochenen Ausführung: „Wenn die Verbündeten die Besorgniss hatten, wie sie über den Rhein kommen würden, so zeigten die Rheinbrücken der Schweiz“ – gemeint sind die von Basel, Laufenburg und Schaffhausen – „ein sehr gutes Auskunftsmittel.

  1. Droysen, York III, 224.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_224.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)