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gegen den Einmarsch in die Schweiz keine Rede, aber der Nachdruck, mit welchem hier auf Besetzung der Schweiz gedrungen wird, die ja am 8. November einstimmig beschlossen worden war, zeigt doch, dass diese Massregel neuerdings sehr beredter Empfehlung bedurfte und man kann vermuthen, dass wir hier den Nachklang dessen vor uns haben, was in dem Kriegsrath vom 24. November gesagt worden ist, um dem Widerspruch des Kaisers Alexander gegen den früher von ihm selbst gewünschten Durchmarsch durch die Schweiz zu entwaffnen. Dieser Widerspruch hatte ja, wie wir wissen und nachträglich von Neuem bestätigt finden werden, nicht militärische, sondern politische Beweggründe. Der Kaiser wollte nicht die Waffen der Verbündeten den Umsturzplänen der Partei der alten Schweiz dienstbar machen, wie das allerdings zu fürchten war, wenn die Regierung der neuen Schweiz, die am 15. November bewaffnete Neutralität ausgerufen hatte, durch Uebermacht vergewaltigt wurde. Dem gegenüber konnte Oesterreich geltend machen unter Hinweis auf die Aufträge des Ritters von Lebzeltern vom 11. November, dass es keinerlei politische, sondern lediglich militärische Zwecke verfolge, dass der Durchmarsch durch die Schweiz militärisch unvermeidlich sei, um erstens auf dem kürzesten und gefahrlosesten Wege nach Frankreich und zweitens mit der Armee in Italien in Verbindung zu kommen. Lediglich dies sei mit dem Marsch der Hauptarmee nach der Schweiz beabsichtigt, wenn aber vor dem Erscheinen grosser Heeresmassen ein politischer Umsturz, ein Bürgerkrieg zwischen der alten und der neuen Schweiz befürchtet werde, so könne dem vielleicht dadurch abgeholfen werden, dass die Hauptarmee die Schweiz nur bei Basel berühre, um sofort nach dem Rheinübergang durch das Loch von Belfort nach Frankreich zu gehen und nur ein kleinerer Heertheil auf Genf marschiren, auf dem kürzesten Wege und ohne unnöthigen Aufenthalt. Wenn durch solche Vorstellungen der Kaiser Alexander beschwichtigt worden ist, so würde sich erklären, wesshalb einerseits Stewart von seinem Widerspruch gar nichts gehört hat und wesshalb andererseits die Märsche der einzelnen Corps der Hauptarmee, welche seit dem 18. November nach dem Oberrhein im Gange waren, keine Abänderung erfahren haben.

Stewart fährt in seinem Bericht fort: „All’ diese Gründe

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_230.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)