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das ersehen wir eben aus diesem Protest, den der König von Preussen durch Ueberreichung dieser Denkschrift Knesebeck’s einlegen liess.

Es ergibt sich aus dem oben mitgetheilten Bericht Stewart’s, dass die Abgesandten der Tagsatzung von Zürich, welche am 3. December in Frankfurt angekommen waren, nicht bloss die Anerkennung der Neutralität der Schweiz verlangt, sondern auch einen Vorschlag gemacht haben, um den Verbündeten einen Weg nach Frankreich zu zeigen, der gangbar war, ohne Verletzung ihrer Neutralität. Worin dieser Vorschlag bestand, wird hier nicht gesagt, aber vermuthen können wir aus den Worten Knesebeck’s (on se propose de passer le Rhin à Bâle ou un peu plus bas, hors du territoire suisse et de pousser les opérations dans l’interieur de la France), dass es sich um die Frage gehandelt haben wird, wie die Verbündeten die stehende Rheinbrücke bei Basel benützen konnten, ohne dass die Neutralität der Schweiz selber aufgehoben ward. Auf diese wie auf die beiden anderen Rheinbrücken bei Laufenburg und Schaffhausen kam für ihren Rheinübergang den Verbündeten alles an, weil im Winter, der Gefahr des Eisgangs halber, an Brückenschlag nur im Nothfall zu denken war; für einen Uebergang ausserhalb der Schweiz aber, also auf Elsässischem Gebiet, bedurfte es weder eines Rathes noch einer Mitwirkung der Schweiz. Vielleicht ist man auf den Gedanken verfallen, es ebenso zu machen, wie es in den Jahren 1795–1804 mit Bezug auf die Fränkischen Lande Preussens, Ansbach und Baireuth, gehalten ward; wo Heere aller kriegführenden Mächte, unbeschadet der Neutralität Preussens durchziehen konnten (passer), wenn sie nur keinen Aufenthalt nahmen (séjourner) und keine Beitreibungen machten, sondern alles baar bezahlten[1]. Ein solches Durchmarschrecht, unbeschadet der Neutralität der Schweiz, hätten die Verbündeten beanspruchen können unter Berufung darauf, dass Napoleon in dem Krieg von 1809 es seinerseits erst bei Basel und dann bei Schaffhausen sich ohne Weiteres herausgenommen hatte, obwohl die Schweiz ausdrücklich neutral erklärt war[2]. Wenn der Schweiz gelang, mittelst eines Uebereinkommens dieser Art die ganze Hauptarmee

  1. Zeitalter der Revolution II, 182.
  2. Muralt, Hans von Reinhard S. 241.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_237.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)