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geschrieben, mit dem ich gestern mehr als drei Stunden gestritten habe. Schliesslich haben wir uns umarmt und die Erörterung der Frage der ehemaligen Schweizer Neutralität und über die Schweizer Rechte vertagt bis zu der über die Frage des Seerechts der Neutralen u. s. w. u. s. w.

Ich werde von hier verschwinden, sobald ich kann, um mich zu Ihnen zu begeben. Sobald die Frage nur ein klein wenig geklärt ist, werde ich mich auch in Bern niederlassen: entweder ich oder Stadion, was dasselbe ist.

In wenig Stunden erhalten Sie eine zweite Sendung. Sie wird Ihnen die Befehle überbringen, die ich an Lebzeltern und Senfft ertheile.

Die Frage des Letztern ist ganz klar. Er ist in der Schweiz ohne öffentlichen Charakter; wenn er in den Berner Angelegenheiten den Vortritt nimmt, so hat er Unrecht; wenn er ihnen folgt, so hat er Recht. Man muss seine Berichte abwarten. Nach den Berichten von Lebzeltern ist es nicht möglich, dass die Sache schief geht.“

Dieser Brief führt uns mitten hinein in die Schweizer Politik des Fürsten Metternich; aus dem Gange dieser muss die Entstehungszeit des Briefes errathen werden, der leider wie so viele gerade der wichtigsten Schriftstücke aus dieser Zeit ohne jedes Datum auf uns gekommen ist.

Da Fürst Metternich über Gespräche mit Kaiser Alexander berichtet, so müssen beide noch in Frankfurt gewesen sein, als der Brief geschrieben ward. Nun möchte man ohne weiteres vermuthen, was hier erzählt wird sei eben die Verhandlung, aus welcher das „Uebereinkommen“ des 4. December hervorgegangen ist. Aber das ist desshalb unmöglich, weil zu dieser Zeit Fürst Schwarzenberg gleichfalls noch in Frankfurt war, während er in dem Briefe Metternichs angeredet wird als Einer, der sich in einer Stelle befindet, wo er dem Befehlshaber des Schweizer Heeres, General v. Wattenwyl, so nahe ist, dass Fürst Metternich ihn zur Vermittlung seiner Eröffnungen an diesen benützt. Daraus geht hervor, dass Fürst Schwarzenberg bereits sein Hauptquartier in Freiburg gehabt haben muss, in dem er am 12. December schrieb: „Hier wird nun die grosse Frage entschieden werden, ob wir die Neutralität der Schweiz anerkennen oder nicht“ und in dem sein Stabschef Graf Radetzky am 13. December die schon

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_244.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2023)