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und gewiss werden viele mitgehen. Kommen aber wenige Truppen, so wird man sich vertheidigen müssen. Die vielen Gutgesinnten haben sich sehr betrübt, als sie hörten, dass die Verbündeten angewiesen seien, die Neutralität auf’s genaueste zu achten.“ – Dies hatte der Oberst Mensdorff dem General Wattenwyl vertraulich eröffnet im Auftrag des Fürsten Schwarzenberg, offenbar in Folge des Einschreitens des Kaisers Alexander, von dem wir im Text gehört haben. Ueber dieses sagt die mir vorliegende Darstellung:

„Kaiser Alexander, welcher im Princip den Operationsplan Schwarzenberg’s gebilligt, wo nicht gar zu dem seinigen gemacht hatte, ging von der Annahme aus, die Schweiz werde sieh leicht bewegen lassen, der grossen Allianz beizutreten. Sein ehemaliger Erzieher Laharpe öffnete ihm die Augen und bewies ihm, dass es auf einen Umsturz der Helvetischen Verfassung und Wiederherstellung der alten oligarchischen Zustände abgesehen sei, die, man muss es wohl bekennen, der Fürst Metternich, wenn nicht offen verfocht, doch insgeheim bekannte und begünstigte, weil auf ihm das ganze Princip seiner Staatsweisheit beruht, weil Oesterreich selbst ein aristokratischer Staat ist. Um jene Zeit aber huldigte der Kaiser noch dem Liberalismus: die Ueberspannungen der bekannten Sibylle, genannt Frau v. Krüdener, hatten ihn noch nicht angesteckt, und der Zar war entschlossen, im Sinne seiner Proclamation von Kalisch zu handeln. Er drang somit auf Achtung vor der Schweizer Neutralität, verlangte, dass die Hauptarmee unterhalb Basel auf Badischem Gebiet den Rhein überschreite und von dort aus das omineuse Plateau von Langres zu erreichen suche, ohne Schweizer Boden zu betreten. Die Schweizer Abgeordneten, Landammann Aloys Reding von Biberegg und Säckelmeister von Escher, welche die Neutralitätserklärung ihres Vaterlandes nach Frankfurt überbrachten, wurden von Kaiser Alexander gut aufgenommen und mit den bündigsten Versicherungen entlassen. Allein eine andere Partei, an deren Spitze der Generalcommissar Wyss, Karl von Haller und der Graf Johann von Salis-Soglio standen, arbeitete im entgegengesetzten Sinne, nämlich für die Restauration der alten Verfassung und stand in besonderer Beziehung zu den Oesterreichischen Staatsmännern. Diese starke Partei forderte sogar höchst dringend zum Zug der Verbündeten nach der Schweiz auf, weil sie hoffte, unter ihrem Schutz ans Ziel zu gelangen. Der Entschluss, den Krieg fortzusetzen, stand fest, die Friedenspartei war aus dem Feld geschlagen, und in dem Sinn, welchen der Kronprinz von Schweden angedeutet, wurde eine Erklärung der verbündeten

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_261.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2023)