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adolescentiam assumpto sanctitatis proposito inter mundi contemptores non sine magnis perfectionis indiciis perdomuit[1]. Jeder Leser ohne Voreingenommenheit wird sagen, Hugo habe sich so und nicht anders ausgedrückt, um zugleich die Art und Weise, wie Hildebrand als Mönch gelebt habe, auf die Nachwelt zu bringen. Nein, Martens erkennt klaren Blickes die nichtswürdige Tendenz des Chronisten. Dieselbe Anklage erhebt er dann noch gegen Paul von Bernried[2], auch gegen ihn ohne die Spur eines Beweises.

VI. Natürlich stützt Martens seine lahme Forschung auch auf die Krücken des argumentum ex silentio.

Der Abt Walo von Metz beglückwünscht den neuen Papst: sapientia dei eligens virum de plebe in populi eum sui caput constituit; in cuius nimirum vita et moribus, quo nitendum sit, plebs inferior valeat intueri[3]. Wäre Gregor Mönch gewesen, dann hätte der Abt sich gefreut, dass ein vir de monasterio Papst geworden sei, den Regularen als Beispiel zu leuchten! Auch erscheine es bei einem Mönche gleichgültig, ob er aus dem Adel oder dem Volke hervorgegangen sei, denn das Gelübde tilge jeden Standesunterschied. Ja, – wenn Walo nun aber einmal seiner Vorliebe für David, „den Weisesten der Propheten“[4], einen Ausdruck geben wollte; wenn ihm die Gelegenheit passend erschien, – wie er an anderer Stelle sagt[5], – die Zither David’s anzuschlagen; wenn er gar glaubte, den neuen Papst mit seinem geliebten Judenkönig vergleichen zu können! Das war offenbar seine Meinung und Absicht. Denn Psalm 88, 20 heisst es von David: exaltavi electum de plebe mea und 17, 44: constitues me in caput gentium[6]. Wie konnte da von Hildebrand’s Mönchthum die Rede sein!

Desiderius von Monte Cassino hat Hildebrand’s an drei Stellen

  1. Mon. Germ. SS. VIII, 422.
  2. Watterich, Vitae pont. I, 411 seq.
  3. Mabillon, Analecta I, 247 hatte den Brief dem Abte Wilhelm von St. Arnulf zu Metz beigelegt. Ihm folgte Watterich I, 740. Nach Pflugk-Harttung im Neuen Archiv VII, 222 ist aber Abt Walo von St. Arnulf der Verfasser. Weshalb nun Martens S. 29 und mit ihm Mirbt in der Hist. Ztsch. N. F. XXXII, 456 Wilhelm von Hirschau nennen, ist mir ein Räthsel.
  4. Mabillon l. c. 261.
  5. ibid. 256.
  6. In weiterem Verlaufe des Briefes ermahnt er Gregor noch mit Psalm 44, 4: Accingere gladio tuo super femur tuum!
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1894, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1894_11_238.jpg&oldid=- (Version vom 12.5.2023)