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zu ertheilen, durch welche die päpstliche Herrschaft geschmälert wurde[1]. Nikolaus sprach nur aus, was schon längst in Geltung war: die Rechte der Römischen Kirche sind ewig, kein irdischer Herrscher kann sie mindern[2].

Die Angehörigen des Landes der Römischen Kirche sind mit Ausnahme des Papstes Unterthanen des neuen Kaisers geworden[3]. Diese kaiserlichen Leute konnten seitdem gegen den

  1. Ich sehe davon ab, dass vormals der König von den von ihm restituirten Ländern nichts vergeben konnte, obwohl der Erzbischof von Ravenna eine solche Behauptung aufstellte (Codex Carolinus S. 568, 14. 577, 30), und dass er dem Papste für seinen Verzicht auf Tuscien und Spoleto die Einkünfte aus diesen Ländern angeboten hat (Privileg Ludwig’s 817 S. 175, vgl. Mon. Germ., Constitutiones I, 24). Wenn aber der König seit 775 Farfa privilegirte, so erklärte er wohl damit das Kloster für sich als Langobardisch (820 Reg. di Farfa II S. 205) in Anspruch zu nehmen, vgl. Cod. Carol. S. 580 f. Weiland (S. 322) XVII, 377–379. Kehr (oben S. 321) 70, 402 f. Brunengo, Civiltà cattolica VI, 3 S. 553 ff., dessen Abhandlung über den Patriciat kürzlich unter dem Titel: Il patriziato romano di Carlomagno 1893 nach dem Historischen Jahrbuch XV, 212 unverändert abgedruckt ist. Päpstlichen Klöstern und Ortschaften gab der König Privilegien zu ihrem Vortheil ohne Nachtheil für den Papst, siehe Codex Carolinus S. 556, 20. 623; 781 Königsurkunde für Comacchio, gültig für das Königreich Italien, Cod. dipl. Langob. Sp. 117 f., vgl. Sp. 17. Capitularia I, 323, 1 über besonderen Kaiserschutz. Eine kaiserliche Aenderung zu Ungunsten des Papstes ist mir nicht unbekannt; die Karolingischen Kaiser haben zwar, so viel ich sehe, nicht dem Papste Untergebene von der Landesgewalt befreit, allein sie haben die Geltung einzelner Privilegien in das päpstliche Gebiet erstreckt, so Immunitätsverleihungen für Grado 803 (Kandler, Cod. dipl., Ann. 803); Farfa 820. 875 (Reg. di Farfa II S. 205. III S. 20); Parma 887 (Affò, Parma I, 308), während Karl’s III. Urkunde für Tours 887 Cod. dipl. Langob. 338 Sp. 566 sich nur auf die von Karl 774 geschenkten Oberitalienischen Besitzungen bezieht, und wohl auch das Zollprivileg Ludwig’s II. 861 Cod. dipl. Langob. 211 Sp. 348. Für eine begründete Erklärung dieser Eingriffe (s. Ludwig 817 S. 176) bedarf es weiterer Untersuchung. Vgl. für spätere Zeit Ficker I, 251 f. II, 315. Unecht ist Karl’s Zollerlass in Comacchio 781, Tiraboschi, Mem. Moden. I, 2 S. 5.
  2. 863 Mansi XV, 309. Vgl. Capitularia II, 125, 7. Eine hundertjährige Verjährung entlehnte Johann VIII. 874 dem Römischen Recht; Migne 126, 654 (Gratian II, 16, 3, 17), vgl. Capitularia II, 142.
  3. Vgl. Ludwig II. an Basilius 871 (oben S. 7) S. 523. Ein späterer Privatmann hat die Römer imperiales homines genannt, De imperatoria potestate SS. III, 720. Wenn Leo III. an Karl 801–814 von dem servitium schreibt, in dem er und alle zu Karl ständen, so bemerkt er doch ein anderes Mal, dass das gleichartige servitium auch von seinen Vorgängern geleistet sei. Diese Angabe genügt zur Widerlegung der Ansicht, dass er von seiner Unterthänigkeit gesprochen habe, ep. 2. 10, Jaffé IV, 314. 334.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br. und Leipzig: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1896, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_029.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2023)