Seite:De DZfG 1895 12 109.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Galiziens fordern wird, und dass es den Austausch dieser Provinz gegen Preussisch-Schlesien vorgeschlagen hat“. Allerdings scheint ihm dieser ganze Plan, der ihm aus dem Kriegsdepartement komme, keine Aufmerksamkeit zu verdienen. „Ich erwähne ihn nur, weil man ihn seit mehreren Monaten wiederholt hat. Wenigstens muss ich überzeugt sein, dass, wenn die Französisch-Preussischen Beziehungen eine solche Voraussetzung erlauben, ein so grausamer Plan nicht durch den hier gemachten Vorschlag, sondern mit einem Versuch, diese Provinz selbst zu besetzen, beginnen würde“. So wenig Sicheres schon geschehen sei, er räth, nicht auf die unerschütterliche Festigkeit des Wiener Cabinets zu bauen.

So ganz hatte Humboldt allerdings nicht Recht, wenn er diesen Plan, Schlesien zu erobern, keiner grossen Beachtung werth hielt. Dass Schwarzenberg bei den Bündnissunterhandlungen in Paris darauf zu sprechen kam, ist sicher. Ihm schien es, die Frage Schlesien würde beim geringsten Fehler Preussens entschieden werden, und da bei glücklichem Ausgang des Krieges es an Entschädigungsobjecten nicht fehlen wird, so wird Napoleon auch gern über Schlesien zu unseren Gunsten disponiren, im Falle dass Preussen von der gezogenen Linie nicht abgehen würde, weil ihm jede Provinz passen muss, während Schlesien die einzige ist, die Oesterreich arrondiren kann[1]. Natürlich ist in dem Bündnissvertrag keine Rede davon, dort ist nur der Austausch eines Theils von Galizien gegen Illyrien erwähnt und sonst nur allgemein von Compensationen die Rede[2], aber ernst genug meinte Metternich damals gewiss die Sache. Ein Jahr später, im Februar 1813, kam Humboldt mit Metternich im Gespräch darauf zurück[3]. Der Minister versicherte, was jetzt ganz richtig war, selbst das Angebot Schlesiens oder eines Theils durch Napoleon würde von seinem Hofe mit Indignation zurückgewiesen werden. Humboldt theilte ihm mit, er hätte schon zweimal in seinen Depeschen Gelegenheit gehabt, davon zu sprechen, aber immer hinzugefügt, Kaiser Franz würde es zurückweisen, und Metternich versicherte ihn, er habe Recht gehabt.

Die gänzliche Folgenlosigkeit dieser Episode, die bloss Metternich’s

  1. Metternich, Nachgelassene Papiere a. a. O. S. 443.
  2. Häusser 3, 546.
  3. An Hardenberg 20. Februar 1813.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_109.jpg&oldid=- (Version vom 24.5.2023)