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wolle. Für den eventuellen Frieden solle Knesebeck die Zurückgabe Warschaus an Preussen fordern, als Grundlage die Verträge von Amiens und Luneville, die Unabhängigkeit Deutschlands, Gewährleistung der Länder für die Rheinbundsfürsten, ausgenommen den König von Westfalen, und den Einfluss Oesterreichs im Süden, Preussens im Norden bezeichnen. Endlich solle er die Ansicht des Wiener Cabinets erforschen, ob der König nach Breslau gehen solle.

Wir betrachten hier nur den Antheil, den Humboldt an den Verhandlungen Knesebeck’s nahm[1]. Dieser sandte am 14. Januar einen verhältnissmässig optimistischen Bericht über zwei Unterredungen mit Metternich, in dem seine Ansichten wiedergegeben zu sehen der Oesterreichische Minister aber ablehnte[2]. Ueber einen wichtigen Punkt, der darin berührt ist, die Neutralisirung Schlesiens, spricht sich Humboldt sehr entschieden aus. Dass Metternich diese Massregel vorschlagen will, wusste er schon vor Knesebeck[3] und hält sie, isolirt vorgenommen, für unnütz und wenig entscheidend in der kritischen Situation Preussens; ein Neutralitätssystem Oesterreichs und Preussens zusammen wäre ihm erwünscht. Als er Metternich’s nähere Auffassung erfuhr, dass Preussen, ohne einen Neutralitätsact mit Frankreich darüber abzuschliessen, Schlesien durch Uebereinkunft mit Russland gegen Russland neutralisire, bei Frankreich dies dadurch rechtfertigend, dass der König doch eine Provinz für sich behalten müsse und Frankreich selbige jetzt nicht schützen könne[4], führt er die gänzliche Unmöglichkeit, ja Schädlichkeit des näheren aus[5]. Er meint, Russland könne sich doch nur darauf einlassen, wenn Frankreich diese Provinz von seinen militärischen Plänen ausschliessen würde, da sonst seine Heere durch die Franzosen umgeben würden, und muss wenigstens das formelle Versprechen und die Räumung Glogaus fordern. Es würde also zu einer formellen Convention kommen, was sehr schädlich wäre. Der König wäre nicht mehr Herr seiner Mittel in dieser Provinz, um die anderen den feindlichen Händen zu entreissen,

  1. Den Oncken I, 137 ff. nur gering beachtet.
  2. Oncken I, 145.
  3. An Hardenberg den 13. Januar. Der Gedanke tauchte übrigens schon im Februar 1812 auf. Siehe Ompteda 2, 215 ff.
  4. Oncken I, 143 Anm.
  5. An Hardenberg 16. Januar 1813.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_124.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)