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Auch eine zweite Depesche Humboldt’s, die Graf Stadion in’s Hauptquartier mitnahm[1], fehlt bei den Acten.

Am 7. Mai hatte man in Wien die ersten Nachrichten über die Schlacht, aber von verbündeter Seite, und am folgenden Tage ging Graf Stadion in’s Hauptquartier mit den Bedingungen, die Metternich als Grundlagen des Friedens aufgestellt hatte[2]. Als der Rückzug bekannt wurde, bestürmte[3] Humboldt Metternich von neuem. Er stellte ihm vor, dass der Augenblick unendlich kritisch sei; die Gefahr könne nahe sein, und Energie und Klugheit müssten verdoppelt werden. Er stellt ihm Oesterreichs eigene Gefahr vor und gewinnt den Eindruck, dass trotz des Bedauerns, mit dem Metternich den momentanen Rückzug gesehen, wirksam auf den Wiener Hof gerechnet werden dürfe. Er dränge Metternich zu einer offenen Erklärung und zu einem Bruch mit Frankreich; man dürfe nicht zulassen, dass Napoleon die Nothwendigkeit, sich kategorisch zu erklären, bei Seite schiebe; man müsse ihm offen sagen, dass Oesterreich als bewaffneter Vermittler nicht eine Macht, mit der es sich vielleicht verbinden werde, schwächen lassen dürfe, und müsse drängen zu wissen, woran man sei. Er wünscht jetzt, dass beide Alliirte gemeinsam Schritte thun, um den Oesterreichischen Hof zur definitiven Entscheidung zu bringen. In der That entschloss man sich im Hauptquartier, Scharnhorst nach Wien zu senden[4]. Metternich erwarte ihn mit Ungeduld, schreibt[5] Humboldt unmittelbar nach Empfang der Nachricht, und zwei Tage später schildert[6] er Metternich’s lebhafte Unruhe, dass die Alliirten durch den augenblicklichen Nachtheil nur nicht aus ihrer Fassung gebracht werden, und dass es hier an positiven Daten fehle, um den Feldzugsplan und die Haltung zu beurtheilen, welche die Armee nach ihrem Rückzug auf das rechte Elbufer nehmen müsse und könne. Er schlägt zweierlei vor: kenne Scharnhorst den Plan, so werde er hier Mittheilung machen, sonst solle man schleunigst Stadion und ihn darüber informiren. Die Höfe sollten einen positiven Schritt bei Kaiser Franz thun, detaillirt und

  1. Siehe Rapport des Kanzlers an den König. Görlitz 14. Mai.
  2. Oncken 2, 306.
  3. An Hardenberg 9. Mai.
  4. Lehmann, Scharnhorst 2, 627.
  5. Bericht vom 11. Mai.
  6. An Hardenberg 13. Mai 1813.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_145.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)