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würde, selbst unter weniger günstigen Bedingungen, wenn sie nur dem Uebergewicht Frankreichs gewisse Grenzen setzten. Er fügt zwar an Hardenberg vertraulich hinzu, dass sein etwas beunruhigender Bericht nur von der Vorsicht dictirt sei, und da indess schon Stadion’s Berichte[1] mit den nöthigen Mittheilungen über den Kriegsplan in Wien eingetroffen waren, lauteten seine Aeusserungen wieder zuversichtlicher, aber er wünscht doch sehr[2], Scharnhorst möchte nach Wien kommen, wenn er seiner Wunde wegen bei der Armee ohnedies nicht bleiben könne, und nicht bloss, wie Metternich wolle, mit Schwarzenberg in Böhmen zusammentreffen.

Inzwischen war die Schlacht bei Bautzen geschlagen. Graf Bubna war aus dem Hauptquartier Napoleon’s zurückgekehrt (22. Mai) und hatte die Nachricht gebracht, dass dieser der Berufung eines Congresses zustimme[3] und zu einem Waffenstillstand bereit sei. Humboldt bedauert, dass Oesterreich kein Ultimatum gestellt habe und nicht stellen werde, ohne Napoleon’s Ideen zu kennen. Mit den Grundlagen[4], die Russland und Preussen vorgeschlagen haben, erklärt er sich zufrieden, will allenfalls Napoleon noch die Aussicht oder das Anerbieten auf Compensation oder Restitution der Französischen Colonien machen, sonst fürchtet er, werde jener nicht zustimmen. Er sieht noch grosse Schwierigkeiten zu überwinden, zumal solange die Französischen Heere noch nicht zurückgedrängt werden konnten. In kurzer Zeit seien die Unterhandlungen nicht zu beendigen, jeder Tag aber bringe den Nachtheil, dass die Französische Armee sich in Deutschland ausrüsten und organisiren könne, während unsere Heere sich in der Heimat oder ihr nahe befänden. Und wer möchte sich dafür verbürgen, fragt er, dass Napoleon nicht brüsk die Unterhandlungen abbricht und mit einer weit besseren Armee als die seine jetzt ist, die Feindseligkeiten wieder beginnt? Er verhehlt seine Befürchtungen nicht, dass Oesterreich mehr daran denke, durch den Frieden der Fortsetzung eines Krieges zuvorzukommen, dessen Erfolg ihm ungewiss erscheint, als durch den Krieg selbst Napoleon zum Frieden zu zwingen. Was er thun

  1. Oncken 2, 323.
  2. An Hardenberg 20. Mai 1813.
  3. Bericht vom 22. Mai; s. dazu Oncken 2, 315.
  4. Diese bei Oncken 2, 318.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_147.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)