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wird man vorsichtiger Weise doch nur dies eine schliessen können, dass Eusebius sich damals Berengar gegenüber lau zeigte, nicht aber, dass er sich schon damals von dem Archidiakon förmlich losgesagt hatte, und aus der Bemerkung Berengar’s über den Erzbischof und über Eusebius kann man mit Sicherheit schliesslich nichts Anderes folgern als dies, dass die beiden hohen Geistlichen damals nicht dazu zu bringen waren, ihre Stimmen für Berengar zu erheben, aber nicht, dass die Lossagung des Bischofs Eusebius thatsächlich schon erfolgt war[1].

Es scheint mir ganz unzweifelhaft, dass ein Jeder, der unbefangen an die hier behandelte Frage herantritt, ohne sich durch die Autorität Sudendorf’s beeinflussen zu lassen, zu dem Ergebnisse kommen muss, dass die Lossagung des Bischofs Eusebius Bruno von Berengar erst nach der Februarsynode von 1079 erfolgt sein kann. Wenn eben Sudendorf mit seiner Datirung des Briefes Berengar’s nicht vorangegangen wäre, so würde man meiner Ueberzeugung nach schwerlich daran gedacht haben, die Correspondenz zwischen dem Archidiakon und dem Bischof in die sechziger Jahre des 11. Jahrhunderts zu setzen.

Zum Schlusse möchte ich meinem verehrten Gegner noch eine besondere Bitte ans Herz legen. Sollte er nochmals auf die hier behandelte Frage zurückkommen wollen, so möge er seine Ausführungen nicht wieder in einer nur in ganz bestimmten Kreisen gelesenen Zeitschrift wie dem Mainzer „Katholiken“ veröffentlichen, sondern doch lieber ein Organ wie z. B. das Historische Jahrbuch der Görres-Gesellschaft wählen. Es kann sonst nur zu leicht vorkommen, dass ein Artikel dem wissenschaftlichen Publikum, für das er von Interesse ist, entgeht, während die Leser einer Zeitschrift vom Schlage des „Katholiken“ nicht allzuviel damit anzufangen wissen.

W. Bröcking.     



  1. Zu dem Schlusssatze meines Artikels in der Dt. Zeitschr. f. Geschichtsw. a. a. O. S. 365, gegen den Schn. sich im Katholiken a. a. O. auf S. 548 f. wendet, möchte ich Folgendes bemerken: Ich habe gemeint, dass des Eusebius Charakter in einem anderen Lichte erscheine, weil ich es nicht für unmöglich gehalten habe, dass der Bischof, sich beugend vor der durch die Kirche gefällten Entscheidung, seinen ehemaligen Schützling aufgegeben hat, als er trotz des in Rom erfolgten Widerrufes wieder rückfällig wurde und seine Lehre wieder öffentlich zu vertreten sich anschickte. Ich lege auf den Schlusssatz weiter keinen Werth, und da der Kern meiner Ausführungen dadurch gar nicht weiter berührt wird, so will ich meine Auffassung hiermit gerne preisgeben, wenn Schn. damit ein Gefallen geschieht.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_350.jpg&oldid=- (Version vom 8.6.2023)