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weg und die Wirthin ließ ihn gehn, weil er sein Felleisen, seinen Hut und seine Elle zurückgelassen; er wird gleich wiederkommen, dachte sie, und will sich nur im Ort umsehn. Sobald die Wirthin aber den Rücken gewandt hatte, packte jeder der Hunde eins der drei Stücke, sprangen zur Thür hinaus und brachten sie ihrem Herrn; da hatte die Wirthin das Nachsehen.

Guten Muthes zog das Schneiderlein weiter; einer der Hunde lief voraus und zeigte den Weg. Bald kamen sie wieder in den Wald und nachdem sie schon manchen Schritt und Tritt darin gethan hatten, an einen freien Waldplatz, worauf ein großes Schloß stand. Da blieb der Hund stehen. „Hast du Muth?“ frug er das Schneiderlein. „Mehr als Geld,“ war die Antwort. „Dann binde uns an ein Seil, führe uns in das Schloß und verkaufe uns den Riesen, die da wohnen. Trau ihnen aber nicht, denn sie sind tückisch und arglistig. Damit du vor ihnen sicher bist wollen wir dir jeder etwas schenken, das wende wohl und klug an und dein Glück ist gemacht.“ Sprachs und gab ihm ein Salbentöpfchen. Wenn man mit der Salbe einen Stuhl bestrich, dann blieb jeder daran hängen, der sich drauf setzte. Der zweite Hund gab ihm ein Stöcklein, wen man damit aufs Haupt schlug, der that keinen Pieps mehr. Der dritte gab ihm ein Hörnlein: „Wenn du in Noth kommen solltest, blase nur darauf und wir werden dir helfen.“ „Ich muß erst versuchen ob ich auch blasen kann,“ sagte das Schneiderlein, „wenn man so harte Arbeit thut wie ich, dann wird einem der Athem kurz,“ setzte das Hörnlein an den Mund und blies hinein. Ach was das für einen Klang hatte!

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite XI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_011.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)