Seite:De Deutsche Hausmärchen 023.jpg

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Finger und hing ihm ihre goldne Kette um den Hals; da neigten sich die hohen Herren und Damen dreimal vor ihm und Alles war Jubel und Freude.

Sprach die Prinzessin: „Jetzt bleibt uns nur noch eins übrig, wir müssen aus dem Schloß und in meines Vaters Königreich. Wir dürfen aber nicht zusammen herausgehn, auch mußt du es in deiner alten Kleidung verlassen. Reite voraus, ich folge dir mit meinem Hofgesinde nach, aber laß dich durch nichts aufhalten und laß Niemand dich mit Händen berühren, es würde uns Beiden großen Kummer bringen.“ „Hab ich bis jetzt Alles fertig gebracht, dann kann ich es auch ferner,“ sprach der Wachtmeister, schwang sich auf sein Roß und ritt weg. Als er über die Brücke kam, sah er am Wallende ein kleines Haus und unter der Thür saß ein altes Weibchen, welches spann. Es bot ihm die Zeit und sprach: „Ei ihr seit mir ein feiner Herr, daß ihr also euren Zopf hängen lasset und nicht aufsteckt, wie es einem ordentlichen Soldaten ziemt.“ Damals trugen nämlich die Soldaten noch Zöpfe. Als der Wachtmeister an den seinen griff, da hing der in der That herab und er gab sich vergebens alle Mühe, ihn wieder aufzustecken. Indem rollte es an der Brücke, als wenn viele Wagen kämen und das Weibchen sprach: „So eilt euch doch, da kommt die Prinzessin angefahren, was wird die von euch denken.“ Er konnte aber mit dem Zopfe nicht fertig werden, sprang vom Rosse und bat das Weibchen, es möge ihm den Zopf aufstecken. „Von Herzen gern“ sprach es, ließ sein Spinnrädchen stehn und schlich zu ihm. Kaum aber hatte es den Zopf berührt, da sank

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_023.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)