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Schloßhof. Der war aber öde und einsam und alle Thüren und Fenster gesperrt; nur dem Thor gegenüber war ein zweites Thor, das war auch offen. Der Jüngling befahl dem Kutscher hindurch zu fahren, denn er glaubte in einen zweiten Hof zu kommen, aber er fand sich auf der Straße und das Thor schlug hinter ihm zu.

Da sah er, daß dieß der rechte Wagen und die rechten Pferde nicht waren. Er kaufte sich nun einen prächtigen braunen Wagen mit sechs braunen Pferden, kleidete auch alle seine Diener braun und fuhr wieder auf das Schloß zu. Das große Thor sprang vor dem Wagen auf und der Wagen rollte in den Schloßhof. Da war es wiederum ganz still und einsam, nur waren die Fenster alle offen, so daß man in die prächtigen Zimmer sehen konnte, doch die Thüren blieben geschlossen und keine lebende Seele zeigte sich. Da befahl er dem Kutscher, durch das zweite Thor zu fahren und als er kaum hindurch war, schlug es hinter dem Wagen zu.

Am folgenden Tage kaufte er sich einen schneeschloßenweißen Wagen mit sechs Schimmeln, kleidete alle seine Diener weiß und fuhr also nach dem Schlosse. Da sah er von weitem schon das große Thor sperrangelweit offen, auf dem Dache flatterten die Fahnen und die Kanonen schossen als er näher kam, daß der Erdboden zitterte. Als er hineinfuhr scholl ihm Musik entgegen von Pauken und Trompeten und der ganze Hof stand voll prächtig gekleideter Herren und Frauen und Diener; die schlossen seinen Wagen auf und empfingen ihn ehrerbietig, um ihn ins

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_052.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)