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Die Königstochter im Berge Muntserrat.

Es war einmal ein König der hatte drei Söhne. Als er schon bei Jahren war, verfiel er in eine Krankheit und es wurde von Tag zu Tag schlimmer mit ihm, bis endlich die Aerzte erklärten, es sei ihm nicht mehr zu helfen. Vergebens bot er Geld und Gut im Ueberfluß aus, wenn einer ihn retten könne, es schien kein Kraut für ihn gewachsen.

Da träumte ihm eines Nachts, weit überm Meere liege der Berg Muntserrat, dahinein sei König Karlequintes verwünscht. In dem Berge stehe ein stolzes Schloß und vor dem Schloß sprängen drei Brunnen, davon sei einer der Brunnen der Schönheit, der andere der Brunnen des Lebens und der dritte der Brunnen des Todes. Wenn nun einer hinginge und Wasser aus dem Brunnen des Lebens hole, das sei seine Rettung.

Am folgenden Morgen erzählte er seinen Söhnen den Traum und sprach: „Ach wüßte ich doch einen, der mir Wasser aus dem Brunnen des Lebens holte, ich gäbe ihm mein halbes Königreich.“ Als das der älteste von den Söhnen hörte, sprach er: „Ich will hingehen und von dem Wasser holen.“ Er sagte das aber nicht, weil er seinen Vater liebte und ihn vom Tode erretten wollte, sondern weil er fürchtete, die Hälfte des Königreiches

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_054.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)